"Die dargestellten Ereignisse sind frei erfunden, jede Ähnlichkeit zwischen ev. Figuren und lebenden Personen ist rein zufällig." Eine reine, unerlässliche Vorsichtsmaßnahme, wenn auch unwirksam, denn der Melzer liebte es bekanntlich ja, sich in Geschichten wiederzuerkennen, auch wenn er sich dadurch keinen materiellen Gewinn erhoffte.
Ein herzliches Hallo, nach längerer Zeit wieder einmal ein Eintrag in einer irrationalen Phase, die Menschheit kämpft aktuell gegen einen Gegner, den man nicht hören, nicht sehen und nicht riechen kann. Einige Menschen kämpfen aber scheinbar auch gegen ihren eigenen Verstand, in dem sie nicht wahrhaben wollen, wie dünn das Eis unter unseren Füßen gerade ist. Doch darüber gemeckert hatte der Melzer bereits ohnehin genug, siehe Startseite "Letale Normalität", es war also an der Zeit, sich wieder einmal unter möglichst wenige Leute zu trauen, so wurde ein Ausflug nach Tirol und die benachbarten Gebiete unternommen, stets darauf bedacht, den Abstand walten zu lassen. Und dennoch hatte er einen Schnupfen mit nach Hause gebracht!
Sehr diszipliniert! Schon bei der Anreise, eine gute Stunde nach der Grenze, konkret am Südstrand des Chiemsees, staunte der Melzer Bauklötze. Nicht nur, dass selbst 5-jährige völlig selbstverständlich mit ihrer Maske durch die Gegend tschuderten, gab es selbst in der Cafeteria des "Strandhauses", eines ziemlich lässigen Hotelbetriebs, kein Gemurre, alle stellten sich brav an, hielten Abstand, und entschwanden mit ihren Leckerlis durch den eigens vorgesehenen Ausgang. Egal, ob jung oder alt, selbst die Easy Riders & die rastagelockten Segler hatten kein Problem damit.
Unumwunden musste der Melzer zugeben, dass ihn die letzten Monate doch verändert hatten. Die Risikogruppe im engen Umfeld war zu schützen, gleichzeitig verstörte ihn das Verhalten vieler Menschen, was aber auch schon vor COV so war.
Schon ein wenig traditionell waren die Besuche im Herzen des Karwendel mit den Orten Mittenwald und Seefeld, beide am westlichen Rand dieses Gebirgszugs gelegen. Ein Gebiet für Wanderer, und solche, die es noch werden möchten. Oder lasst es den Melzer anders formulieren, Schuhe ohne Profilsohle sieht man in der Gegend um diese Jahreszeit sicher nicht. Selbst das Personal der Lokale und Hotels sah so aus, als wenn der Gipfelsturm jederzeit bevorstehen konnte.
Mittenwald besticht auf alle Fälle auch dadurch, dass im Zentrum des alten Handelsorts die schönen alten Bauernhäuser sehr gepflegt werden. Und noch einen Vorteil hatte das Hochplateau, während im Innsbrucker Kessel der Asphalt weich wurde, hatte es in den Ortschaften des Plateaus bei frischer Höhenluft gut 5 Grad weniger.
In Innsbruck selbst war es nicht nur heiß, sondern auch nicht mehr ganz so lustig. Auf der Maria-Theresien-Straße konnte man schon durchaus einmal meinen, sich im Jahr vor der Pandemie zu befinden, nur dank dem Wissen der Gastgeber fand sich letztlich doch noch der Asiate und die ital. Café Bar des Vertrauens, wo man jeweils im kleinen Garten den Aufenthalt ohne Rempler genießen konnte. Und warum ausgerechnet während der beiden Sommermonate die komplette Altstadt umgegraben werden muss, das sollte man Bürgermeister Georg Willi direkt fragen.
Schwaz in Tirol war nicht nur ein guter Ausgangspunkt, um in wenigen Minuten hinauf auf den Achensee zu gelangen, sondern auch wahrlich sehenswert. Die alte Fugger-Stadt förderte einst gut 85 % des weltweiten Silberaufkommens, um 1500 lebten knapp 20.000 Menschen in der Bergbaustadt, das Stollensystem schlängelte sich über hunderte Kilometer durch die Berge. An vielen Plätzen in Schwaz lässt sich der damalige Reichtum noch gut erahnen.
Für den Melzer stellten Kreuzgänge und Klostergärten schon seit jeher Orte des Durchatmens dar, auch als alter Atheist schätzte und respektierte er die Ruhe dieser Orte, egal, ob in Wien, in Italien, Irland, Iran oder eben in Tirol. So auch in Schwaz, wo einer der beiden Seitgänge mit zeitgenössischer Kunst aufwartete. So z.B. ein Werk der Malerin Susanne Kircher-Liner mit dem Titel "Metamorphose des Seins":
Und dann gab es da noch das Gasthaus Tippeler, seit 1657 im Ort ansässig, noch dazu untergebracht in einer Pracht von Haus. Jetzt hatte man sich wieder einmal neu erfunden, ohne auf die alte Tradition zu vergessen. Und täglich gab es ofenfrischen Schweinsbraten!!
Zuletzt zog es den Melzer dann doch wieder ans Wasser, den Achensee hatte er ja schon länger auf seinem Wunschzettel. Auf knapp 950 m über der Adria und immer noch gut 350 m über dem Inntal gelegen, wirkte der Bergsee an manchen Stellen wie ein norwegischer Fjord.
Das Wasser wunderbar klar, frisch und smaragdgrün, an manchen Stellen gut 135 m tief und Lebensraum unzähliger Fische wie Barsch, Saibling, Forelle, Hecht u.v.m., es war die reine Freude, an den Ufern des Sees zu sitzen. Es wäre aber auch durchaus die reine Freude, am waldigen Westufer zu wandern oder am Ostufer zu radeln, die Gelegenheit wird sich ergeben.
Schräger Abschluss eines schönen Tages am See, ein Abendessen im ca. 7 1/2-Sterne-Schuppen "Alpenrose" in Maurach, fast am Südzipferl des Sees gelegen. Exakt, im Restaurant des Resorts namens "Cocoon". Verlinkt wird nix, da war der Melzer ein wenig eigen. Sehr viel Schnickschnack um eine Qualität, die es woanders auch um weniger Geld gab, warum man noch dazu edles Buffet anbot, in solcher Zeit, wo dem Melzer ohnehin gleich einmal grauste, wenn vor ihm schon vier andere fremde & aufgekratzte Grindhummeln den Saucenlöffel abgetascht hatten, er wollte es nicht wissen. Die servierte Zitronentarte am Ende entschädigte.
Nach langer Zeit wieder einmal was aus der Wühlkiste, der Melzer darf mit der Dame beginnen:
Dota KEHR / "Mascha Kaléko"
Die mutige junge Dame aus Berlin, die vor zwei Jahren mit ihrer CD "Die Freiheit" überraschend aber mehr als berechtigt die deutschen Charts mit Qualität gestürmt hat, widmet sich auf dem neuen Werk der jüdischen Lyrikerin Mascha Kaleko. Kleine Gedichte und Geschichten, wunderbar zart vertont, geadelt durch die stimmliche Mitarbeit von Hannes Wader oder Konstantin Wecker. Geschichten zum IMMERwiederHÖREN!
Gerhard ROTH / "Die Hölle ist leer, die Teufel sind alle hier."
Nach dem letzten Roman, der sich als Krimi verpackt schon ziemlich intensiv mit Venedig befasst hatte, lässt es Roth im aktuellen Kriminalroman schon ziemlich krachen. Da wird geschossen und getötet, geflüchtet und geflucht. Wieder steht als Hauptfigur ein Österreicher im Mittelpunkt, der als lebensmüder Übersetzer in die wirrsten Geschichten um illegales Glücksspiel und Flüchtlingselend verstrickt wird. Und Venedig kommt auch dieses Mal wahrlich nicht zu kurz.
Wie immer war der Melzer am Ende solcher Zeilen auch der Meinung, dass man keine Produkte des Nestlé-Konzerns kaufen sollte. Gerne täte er dies auch über den Swarovski-Konzern sagen, aber dann würden vielleicht die letzten armen Menschen im Inntal auch noch ihren Arbeitsplatz verlieren. Der Stellenabbau der letzten Wochen, der einzig und allein zur Gewinnmaximierung der lüsternen Swarovski-Damen diente, war gelinde gesagt ein Skandal!!
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Heidi (Donnerstag, 30 Juli 2020 22:07)
Danke fürs Teilhabenlassen, Fotos wie immer ein Genuss! Ich habe die Geschichterln und Bilder schon vermisst ...