(Es handelte sich nicht um ein Textmanuskript, von dem der Melzer da fad ablas, es war schlicht und einfach eine Serviette. Der Name zum Lokal (das eigentlich nie leer war...) findet sich am Ende des Eintrags. Kaum war der Melzer (schon wieder) in seiner Lieblingsgegend zwischen Portoroz, Piran, Triest und Duino, drehten seine letzten arbeitenden Gehirnstränge komplett durch. Daraus entstand der u.a. Text:)
ALT werden, ALT sein – wie umgehen mit dem Alter??
(Oder, wie Franz Antel schon sagte: „Nichts für Feiglinge!“)
Ein ironisches Essay – also ein (unterhaltsamer) Versuch – über das unliebsame Thema des „Älterwerdens“.
Anlass der nachfolgenden Zeilen war ein Schreiben der s.g. Fr. Schüchner, ihres Zeichens (akt.) Bezirksvorsteherin des
14ten Wiener Gemeindebezirks. In der Anrede wurde der Melzer schlicht und einfach als „Sehr geehrter Penzinger“ dazu aufgerufen, doch die Einladung eines Pensionistenklubs in seiner Nähe
anzunehmen, um dort mit Gleichgesinnten beiderlei Geschlechts "diverse gemeinsame" Stunden zu verbringen. Angekommen!
Längst dort angekommen, wendete man sich jedoch angewidert
ab, wenn es in einer Gesprächsrunde um das Thema Alter ging. Die Einschläge kamen immer näher, rund um eine(n) häuften sich die Krankheiten, die Todesfälle, die persönliche Erkenntnis, dass es
nicht mehr so ging, wie noch vor „wenigen“ Jahren. Auf Wiedersehen Leichtigkeit, willkommen Erschwernis!
Begonnen hatte es in den meisten Fällen schleichend, ein Zwicken hier, ein Zwicken da, und plötzlich wächst einem ein einzelnes Haar aus Nase und Ohr, widerstandsfähig wie ein Stacheldrahtverhau.
Viele Themen hatte der Melzer in den vergangenen Jahren an dieser Stelle schon einmal angeschnitten, darunter politische Themen ebenso wie gesellschaftliche, aber die wahrscheinlich meisten Watschen wird er sich wohl beim aktuellen Eintrag holen.
Ein herzliches HALLO in einem Themenbereich, den manche kategorisch ignorieren, manche mitleidig winselnd kommentieren, manche durch permanente Peinlichkeit völlig ausblenden – und derer gab es zunehmend MEHR.
„Was tun, sprach Zeus, die Götter sind besoffen und bekotzen den Olymp.“
Die Ratlosigkeit hinter diesem klassischen Spruch zeugte letztlich u.a. vom schwierigen Umgang mit dem Thema "Alter". Ging es nicht "rasend" schnell, dass etliche von "uns" in den 60ern und 70ern angekommen sind?? Waren wir doch nicht erst gerade knappe Mitfünfziger?? Wo waren die Jahre zwischen diesen Wahrnehmungen geblieben? Ratlosigkeit, Häme, Ignoranz und Verweigerung machten sich breit. Zu Recht!?
Wissenschaftlich stehen wir vor dem Phänomen, dass uns, allen Unkenrufen zum Trotz, die moderne Medizin & der Wohlstand der letzten Jahrzehnte ein längeres Leben schenkten. Zynisch formuliert, in einem Alter, wo die meisten unserer Väter bereits das Zeitliche gesegnet hatten, beginnen wir mit der Planung des Lebensabends. Aber wie richtig damit umgehen? Die Jugend hasste uns dafür, denn wir verbrauchten unnötig Ressourcen, obendrein hielt sie uns für peinlich. Die Wirtschaft liebte uns (noch), denn wir hielten den Apparat am Laufen.
„Was tun, sprach Zeus, …“ (aber den hatten wir ja schon…)
(Der Melzer beneidete NIEMANDEN, der zwischen Mai und Mitte September in die zu Beginn erwähnte Region fuhr, die mied er dann wie der Teufel das Weihwasser. ZU viele Menschen, zu viel Unruhe, zu schlecht gekleidete Menschen, die rempelten und sich nicht benehmen konnten. Und wenn wir schon dabei sind, gleich noch ein Geständnis, er liebte italienische Musik. Basis dafür war Radio Subasio, er hörte es seit Mitte der Neunziger, also seit seinem ersten Besuch in der Toskana ständig, Internet machte es möglich. Sollte die "Playlist" interessieren, ohne sie gleich kritisch zu zerpflücken: Radio Subasio, "At Home - Canzone Italiana")
Wenn man nicht gerade die Statur und das Aussehen von der Langen hatte, dann wurde man mit zunehmendem Alter als Frau/Mann immer unsichtbarer. Ausnahmen bestätigten die Regel, viel Geld ließ das Alter wie selbstverständlich jünger wirken. Man musste wie beiläufig nur vom Zweitwohnsitz am Meer oder von den gerade erfolgreich abgewickelten Bitcoin-Geschäften berichten. Hatte man weder das eine noch das andere, wie in den meisten Fällen, dann blieb noch die Hoffnung, dass man in der U4 während der Stoßzeit einen Sitzplatz ergattern konnte, unter dem Motto „Wollen Sie sich vielleicht setzen?“ (gedanklich: „Sie schauen eh schon so schlecht aus!“)
Ungeduld
Noch so ein Phänomen, auch wenn Ihr Angesprochenen es nicht wirklich zugeben werdet, wir werden im Alter immer ungeduldiger. Von wegen „In der Ruhe liegt die Kraft“, diese Ruhe hatten wir nicht mehr, Kraft sowieso keine, also Platz da, wir mussten stets die Ersten, die Schnellsten, die sein, die sich verlässlich in jeder Schlange mit irgendeiner Ausrede ein wenig vorarbeiteten. Scheinbar suggerierte uns die verschimmelnde Psyche, dass uns keine Zeit mehr in Warteschlagen aller Art blieb. Zweite Kasse, bitte!
Kleidung / Aussehen
Ganz, ganz schwierig wurde es dann mit der Einsicht, dass unser einstmalig „ach so schöner“ Körper mehr und mehr verwelkte. Ausnahmen gab es, die sogenannten „Berufsjugendlichen“, aber der Großteil von uns litt Höllenqualen. Ohne näher ins Detail gehen zu wollen.
Wir kleideten uns wie die 40er, obwohl die ja auch schon wieder bei den 20ern ziemlich alt aussahen. Wie musste es dann tatsächlich auf den Rest der Menschheit wirken, wenn alle, selbst die +70er, wie die neuen 50er auf der Straße herumliefen?? Da kannte sich ja keine Sau mehr aus…
„Was tun, sprach Zeus, …“ (aber den hatten wir ja schon mehrmals…)
Haare färben? Ja! Aber bitte immer rechtzeitig, denn es war nichts peinlicher als der übersehene Nachwuchs. Bei Männern? Eigentlich durchgehend peinlich! Wie die Jugend es formulieren würde: Ein ABSOLUTES „No go“!
Erinnerungen
Es lebe das Langzeitgedächtnis!! Im Alter wurde das Leben zu einem einzigartigen Rückblick. Man erinnerte sich an Ereignisse, die Jahrzehnte zurücklagen, als ob es gestern gewesen wäre. Jugendlieben, Orte, Autos, Lieder, Literatur, Gerüche, Speisen, ja selbst Kleidung (sofern man sie nicht ohnehin aufgehoben hatte…) schwebten vor dem geistigen Auge vorbei, im scheinbaren Detail des Damals gefangen.
Auch der Melzer konnte sich nicht ganz der Magie dieser Erinnerungen, dieser Fehlschaltungen unserer Synapsen entziehen. Beim letzten Klassentreffen von knapp einem halben Jahr, wo sich Menschen zusammenfanden, die vor 45 Jahren (!) das gemeinsame Klassenzimmer verlassen hatten, fühlte man sich in der Gemeinschaft wieder so, als ob das Erzählte erst vor wenigen Jahren passiert wäre.
Und noch so ein Erlebnis gab es. Toskana, ca. 1999, also einige Monate vor dem Jahreswechsel, der den ganzen Planeten erstmals in kollektive Hysterie versetzen sollte. Wir, eine größere Gruppe von FreundInnen, damals jung, aufstrebend, unbesiegbar, verlebten wunderbare Tage in der Nähe von Chiusi. Mit dabei der knapp 15jährige Neffe einer lieben Freundin, der nach einer Woche jedoch wieder nach Hause musste, es ging um einen Nachzipf. Der Melzer übernahm die Aufgabe, den Burschen frühmorgens auf den Bahnhof zu bringen, er geizte dabei nicht mit guten Ratschlägen, von dort sollte sich die Heimreise per Zug, mit mehrmaligem Umstieg, über viele Stunden ins heimatliche NÖ gestalten. Der Bursche nahm alles gelassen, der Melzer versuchte zumindest, es gelassen zu nehmen. Am kurzen Rückweg ins Ferienhaus malte er sich aus, was so einem jungen Menschen allein in einem Zug alles passieren könnte. Nix passierte, heute ist der „noch immer ganz junge Mann“ ein international gefragter IT-Experte. Während der Rückfahrt ins Ferienhaus hörte Melzer im Auto eine – mittlerweile – legendäre Aufnahme von Jimmy Smith, eine seiner letzten, die er mit den damals ganz jungen, aufstrebenden Stars des VERVE-Labels einspielte. Titel „Angel Eyes“. Und immer, wirklich immer, wird ihm beim Durchhören der Platte dieser damalige, meteorologisch wunderbare Morgen in Erinnerung bleiben. Heute für den Melzer ein Klassiker, den er zu jeder Tages- und Nachtstunde hören konnte.
So war es eben, Orte der Erinnerung, vor allem wenn man sich gerne erinnerte, wurden plötzlich wieder lebendig, auch hier das Phänomen, dass aus einem halben Jahrhundert ganz, ganz wenige Jahre wurden. Inklusive einer romantischen Verklärtheit, die selbst ganz alltägliche Ereignisse in den Himmel "der wunderbaren Sterne" verfrachtete.
Immer schneller…
War gestern nicht erst Montag gewesen? Und morgen schon wieder?? Die Zeit, sie verrann und tat dies scheinbar immer schneller, je älter man wurde. Die lässlichen, jährlich wiederkehrenden Fixpunkte wie Weihnachten rauschten an einem vorbei, dass dir hören und sehen verging. Die schöne Reise, auch schon wieder zwei Jahre her?
Doch was lernten wir aus all diesen Puzzlesteinchen?? Rein gar nix! Täglich sagt man sich vor, das Leben doch zu genießen, denn es könnten die letzten Tage sein, nicht nur der Menschheit, wie uns das Umfeld immer wieder vor Augen führte.
Ihr Jüngeren, seid gewarnt, es wird kein Honiglecken! Gleichaltrige oder etwas ältere Kaliber werden (vielleicht) das eine oder andere Mal still genickt haben, und notorische Verweigerer gab es ja bekanntlich an allen Ecken und Enden. Somit wird man sich auf die Zeilen vom Melzer mehr oder wenig nicht einigen können, was aber auch wurscht ist.
Und dann gab es, weil es zum Thema auch so schön passte, doch noch einen musikalischen Tipp des Melzers, ganz ohne „Wühlkiste“. Ein Wortbruch ohne schlechtes Gewissen,
denn in den sozialen Medien gehörte es zum alltäglichen Geschehen! Wenn so mancher Künstler ein gewisses Alter erreichte, dann waren ihm zumeist drohende Kritiken & Verkaufserfolge ziemlich
wurscht, denn bis dahin hatte man seine Schäfchen ohnehin schon ins Trockene gebracht. So geschehen auch bei Mark Knopfler, ehemaliger Kopf der Dire Straits (Anmerkung für die jüngere
Gen.), den der Melzer eigentlich nie so richtig einschätzen konnte, wahrscheinlich aus Unwissen.
Nix scheißen, einfach machen, was man will. Genauso klang das vor wenigen Wochen erschienene Alterswerk des virtuosen Gitarrenspielers und Songwriters, der sich absolut nix mehr beweisen musste! Es nannte sich „One Deep River“, und endlich, eigentlich seit „Communiqué“ aus dem Jahr 1979, konnte sich der Melzer die Stimme von M. Knopfler wieder völlig unbeschwert anhören. Genau die Form von Musik, die der ruhesuchende Melzer in letzter Zeit stets so gerne hatte. Da lag eine Gelassenheit, eine Unbeschwertheit in den 12 Songs, eine melodische Durchgängigkeit und Textsicherheit, wie aus einem Guss, klassische Kritiker würden das Album wohl als erinnerungswürdig bezeichnen.
(Die verwendeten Bilder stammten von einem Ausflug an die Adria im wechselhaften April 2024, stets
verbunden mit einem liebevollen Dankeschön für die herzliche Aufnahme während solcher Tage! Die gemeinsamen Abende, das gemeinsame Kochen, die Ausflüge mögen niemals vergessen sein! Und auch,
wenn sich der Melzer mit Tipps dieser Art zurückhält, solltet Ihr nach Muggia kommen, dem letzten kleinen Ort an der Grenze zwischen Italien und Slowenien, dann besucht mit einigem Hunger das
Ristorante "Sal de Mar", untergebracht in einem ehemaligen Bootshaus (siehe Foto unten), direkt am Wasser. Tolle Küche, Schwerpunkt liegt natürlich bei Fisch!!)
(Um ev. Verwechslungen vorzubeugen, das nächste Foto stammt natürlich aus Piran, wo es mittig in der Ecke ein(e) Café/Konditorei gab mit den besten Cremeschnitten. Uns haben sie sogar besser geschmeckt als "das Original" am Bleder See.)
PS: Nach wie vor war der Melzer der Meinung, dass man Produkte des Nestlé-Konzerns nicht kaufen sollte, aber auch, dass IKEA nicht „smart lebt“, wie es der Konzern so gerne in der Werbung darstellt, sondern einer der ganz großen Ressourcen-Vernichter ist. Ebenso sollte man keine Produkte nutzen oder kaufen, die aus dem Umfeld von E. Musk stammen. Nun, warum sich in Plattitüden ergehen? Ganz einfach, informiert Euch, interessiert Euch, hinterfragt, seid wachsam. Nicht korrekte Informationen, also Falschmeldungen lauern an jeder Ecke und an jedem Ende!! Und glaubt nicht jeden Stuss, den man Euch vorsetzt. Auch nicht DEN vom Melzer...
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Ronald W. (Montag, 22 April 2024 14:58)
Danke!