Mögliche Nebenwirkungen nach der Lektüre bitte mit dem Apotheker oder gleich mit Pizzera & Jaus besprechen!
Es ist der treuen Leserschaft zumutbar, sie der Gefühlshysterie des Melzer hin und wieder auszusetzen. Eigentlich hielt er sich eh brav zurück, nur wenn die Parameter allgemein zu stark in Richtung apokalyptischer Weltstimmung, Spaltungstendenzen der Gesellschaft, falsch verstandener Moralvorstellungen gepaart mit eigenem Unwohlsein ausschlugen, dann wurde er regelrecht mieselsüchtig. Da freute er sich nicht einmal auf die bevorstehende Reise ins Friaul.
Solch' Worte aus der Tastatur des größten Chronisten Grados der letzten 20 Jahre? Und doch stimmte es, er war ein wenig „müde“ geworden, sprich, der Melzer wusste im Vorfeld der Herbstreise noch nicht, ob die schon oft beschriebene Wiederkehr dieses Mal gründlich in die Hose ging.
Auch gingen ihm Begriffe wie „Sehnsuchtsort", "Geheimküste", etc. schon ziemlich auf die Nerven, was wiederum damit zu tun hatte, dass anscheinend jegliche Bindung zur Normalität verloren ging, alles musste „gesteigert“ werden, bis es weh tat. Entweder es gefällt, oder eben nicht.
Und überhaupt, es gab Menschen, die würden sich alle 10 Finger lecken, wenn sie ans Meer könnten. Mal schauen, ob und wie der Komiker aus dieser Nummer wieder rauskommt. Da die beiden Absätze noch vor dem eigentlichen Aufenthalt entstanden sind, konnte es am Ende dieses Blogeintrags ja wieder ganz, ganz anders aussehen. Weiterlesen und überraschen lassen!!
Ein Königreich für einen gesunden Menschenverstand (das leidige Sommerthema dieses Jahres) und mehr
Anstand...
Mit einem Zitat von Martin Suter wollte der Melzer diesen Absatz beginnen, wird es jedoch nicht tun. Nur so viel, es gibt tatsächlich Wesen wie ihn oder den Suter, die sich nichts Böses dabei denken, wenn sie einmal auf das *innen vergessen. Die alle Geschlechter gleich wertschätzen, die keine vor Verlogenheit triefenden E-Mails an die Firmen Meinl oder Mohrenbräu versenden. Die bei solchen Fragen versuchen einen diskutablen Zugang zu finden, wenn es die Gegenseite zulässt.
Das Verletzen „woker“ Gefühle nahm Ende des Sommers Formen an, wo Du Dir gegen die aufkommende Migräne nur mehr kalte Waschlappen in den Nacken legen kannst. Was war passiert, dass Konzerte abgesagt werden mußten, weil weiße Musiker mit Dreadlocks die Bühne betraten, und mit dieser „kulturellen Aneignung das Unwohlsein einiger Mitmenschen“ hervorriefen!!
Romane der klassischen Literatur verschwinden aktuell von den Leselisten mehrerer Universitäten, weil diese „zu gewalttätig“ sind und Gefühle verletzen, darunter auch Werke von Charles Dickens & Shakespeare. Die Geschichte mit Ravensburger und Winnetou kann mittlerweile in die Welt der Satire eingereiht werden.
Man wird in nahezu allen erzählenden Texten etwas finden, das als zeitbedingtes Klischee nach heutigem Maßstab Anstoß erregt. Kunst und Moral vertragen sich schlecht, denn Kunst schafft ihre eigenen Gesetzlichkeiten. Man könnte aber auch den Ärzten der Antike den Vorwurf machen, den damaligen Patienten keine Antibiotika gegen die Pest verabreicht zu haben.
Darf man Jim Morrison nicht mehr hören, weil er die "ghosts of dead indians" für Ahnen einer erträumten Gegenkultur hielt? Auch die Punkmusikerin Susan Ballion dachte sicher nichts Böses, als sie sich und ihre Band "Siouxsie an the Banshees" nannte. Wohl, oder übel, wir kommen im Umgang mit anderen Kulturen nicht ohne Klischees aus. Dazu zählt auch die Rastafrisur des Musikers, der von der Bühne musste. UND VORsicht: Zweifelhafte Romantisierung ist besser als Hass oder Gleichgültigkeit. Siehe Winnetou. Man kann, ja soll sogar diese Klischees durchaus kritisieren, wenn sie zu falschen Vorstellungen führen.
"Urteile zu fällen, die ausschließlich auf den heutigen Werten basieren, ohne sich dafür zu interessieren, was in der Vergangenheit passiert ist, das ist meine
Definition von Cancel Culture. Moralische Überhöhung lehne ich ab. Es fehlt auch an Selbstkritik oder am Willen, sich anzustrengen."
(Ai Weiwei)
Für den Melzer, ganz ehrlich, wird hier eine Linie der Vernunft nicht überschritten, sondern bereits übersprungen. Übertreibt es bitte nicht mit der Berauschtheit an der eigenen moralischen Überlegenheit. Setzen wir bitte wieder den irgendwo verlegten, gesunden Menschenverstand ein.
Ein wesentlich wichtigeres Thema wäre da zum Beispiel, sich Gedanken über die sogenannte "GREEDFLATION" zu machen, die Teuerung aus Gier!! Damit zusammenhängend hat die Ungleichheit der weltweiten Vermögensverteilung - unabhängig von der aktuellen Situation - längst höchst bedenkliche Ausmaße angenommen. Dass diese Machtkonzentration der Multis mitverantwortlich für die politischen Zustände sind, zeigte sich in Protokollen der letzten Monate: "Du bist die Hure der Reichen!"
„Wenn Ihr Euch schon nicht vertragen könnt, dann lasst Euch wenigstens gelten.“
Ist übrigens ein Zitat von Goethe, der damit hoffentlich noch keine „woken“ Gefühle verletzt.
Bist Du Dein Essen?
Über mehrere Tage hinweg, konnte der Melzer an diversen Nebentischen recht interessante Geschehnisse beobachten. Ist im Normalfall nicht seine Art, nur waren diese Paare so unübersehbar auffällig unterwegs, dass ihm gar nichts anderes übrig blieb. Sie fotografierten zu jeder Tageszeit ihre Speisen, alle Gänge, alle im Detail, manchmal mit sich selbst, manchmal sich gegenseitig, manchmal nicht.
Ist ja eigentlich lustig, vor 20 Jahren hätten sie den Film mit den gemachten Fotos am nächsten Tag zum Entwickeln bringen müssen, und etwa eine Woche später hätten sie sich daran erfreut, die Speisen, möglicherweise bis dahin schon kalt, ansehen zu können. Dies der ganzen Welt zu präsentieren, na das wäre damals schon recht aufwendig geworden...
Heute kann man bekanntlich mit seinen gescheiterten Kochversuchen in den gar nicht so sozialen Medien zum Star werden, und Gastrokritiker gibt es dort ebenso viele wie Impfexperten, Fußballtrainer oder Welterklärer. Du bist, was du isst - sofern andere diese Bilder sehen wollen!
Alltag am Meer zwischen Venedig, Bibione, Lignano, Grado und Triest.
Schon oft erwähnt, die morgendlichen Spaziergänge entlang des Meeres, inkl. Sonnenaufgang, dem Geplätscher des Meeres, der mediterranen Duftorgie, alles Details, die man nur schwer missen möchte. Umsorgt werden von den lieben Menschen im Savoy, die Köstlichkeiten zum Frühstück aus der hauseigenen Pasticceria, einfach nur sitzen und auf diese unfassbare Linie zwischen Wasser und Himmel blicken, da kam schon ein bisserl eine Sucht durch, aber… (siehe Ende des Eintrags)
Kennt Ihr Bibione?? Natürlich, nur der Melzer war tatsächlich noch nie dort gewesen, ja, so wen gab es tatsächlich!! Also die Gelegenheit nutzen, und nach einem Kurzbesuch in Lignano (ohne auf irgendwelche Komasäufer zu treffen…) einen Abstecher zum längsten Strand Mitteleuropas zu machen. Allein bei der Vorstellung, was sich hier zwischen Mai und Ende August abspielen muss, es schauderte den Melzer. Wenn Dir dort in Reihe 42 auf Höhe KM 3,5 das Kind oder der Hund abhanden kommt, dann rauscht es ordentlich im Kamin.
Auch schon sehr oft erwähnt, ganz anders präsentierte sich der kurze Küstenabschnitt zwischen Monfalcone und Triest. Eine Straße mit stetem Blick über den Golf von Triest, der übrigens auch ökologisch durch harte Arbeit wieder repräsentabel geworden ist. Ein Ort wie Duino, wo der Einheimische die Touris noch immer nicht leiden kann, leider ist es dort so schön, dass sie trotzdem kommen. Gleich daneben das Reichen-Ghetto von Sistiana, wo mehr und mehr Schwung in die Erneuerung der gesamten Infrastruktur kommt, nach ein paar Kilometern das immer noch anbetungswürdige Miramare, bis heute würde es nicht verwundern, wenn man den Heller Franzi auf einer der vielen Parkbänke entdecken würde.
Und schließlich Triest, für den Melzer eine Stadt, die süchtig macht, wie übrigens Genua auch. Die Eleganz vergangener Tage ist immer noch an nahezu jeder Ecke spürbar, außer in der Oberstadt. Im alten Hafen entsteht viel Neues, im Zentrum entsteht gerade eine neue Lokalkultur, ohne die Tradition zu vertreiben, und auch da mischen wieder ein paar Österreicher mit, wie schon während der Monarchie.
Im Moment wird nur ein wenig gestritten, weil sich die Bewohner nicht ganz einig darüber sind, ob sie die touristischen Gemeindebauten an der Mole brauchen oder nicht. Schön ist auf alle Fälle anders, und dass die Stundentouristen aus aller Welt so gut wie kein Geld in der Stadt lassen, wissen eh alle. Angeblich ist jetzt wieder Geld da für die Renovierung der alten, historischen Straßenbahn nach Opicina. Der Melzer hoffte das Beste, es wäre ein wichtiges Signal. Und eines Tages wird er es wohl schaffen, die große Synagoge auch von innen zu sehen.
Venedig! Mystisch, oft beschrieben, vom Tourismus übervölkert, von vielen Einwohnern mittlerweile verlassen. Der Melzer hatte der großen Dame in den letzten Jahren sicherlich 10 x die Aufwartung gemacht, zumeist mit dem Lokalzug von Cervignano nach Santa Lucia, einfacher, günstiger und stressfreier ließ sich die Lagunenstadt nicht erreichen.
Erstmals erlebte er trotz Sonnenschein das berühmt berüchtigte „Acqua Alta“, für die Stadt natürlich nie von Vorteil, aber die kurzen, steigenden und ebenso wieder verschwindenden Wasserstände gehörten zu Venedig wie das Schmalzbrot zum Heurigen. Skurril war dabei nur, wie doof sich die meisten Touris benahmen. Abgesehen davon fiel dem Melzer mit Entsetzen auf, wie viele mehr als übergewichtige Gäste aus aller Welt völlig ungeniert ihre Körper zur Schau stellten. Und bevor der nächste Aufschrei erfolgt, auch der Melzer war eine gekrümmte Hässlichkeit, aber so musste man sich nicht gehen lassen, zumindest was die Bekleidung betraf. Zudem entsetzte ihn der Anblick der armen Seelen aus fernen Ländern, die sich als Gepäckträger verdingten, eine Arbeit, die in Venedig mit den zahlreichen Brücken nahe einer sklavischen Tätigkeit kam, während die schwer atmenden Fleischberge zeternd hinten nach keuchten. „Sollen sie doch froh sein, dass sie überhaupt einen Job haben“ hörte der Melzer doch tatsächlich jemanden sagen.
Und immer wieder galt die goldene Regel, verließ man die beiden Hauptrouten zwischen Markusplatz und Santa Lucia konnte man wunderbare Wege entlang von kleinen Kanälen erkunden, malerische Häuser und Höfe ließen sich entdecken, Bars und Trattorien abseits der Touristenströme besuchen, wo Venedig noch die Stadt sein durfte, die man eigentlich suchte.
Neues aus der Wühlkiste
„Woran ich erkenne, dass ich älter werde? Ich kenne die Charts nicht, die Bands nicht, ich mag die meisten Songs aus dem Radio nicht und es macht mir nichts aus…“
David Mitchell / „Utopia Avenue“
London in den späten Sechzigern. Elf, Jasper, Dean & Griff werden von einem der ziemlich seltenen Exemplare eines seriösen Musik- und Bandmanagers zu einer Band geformt. Vier mehr als unterschiedliche Charaktere, die nach einiger Zeit fast etwas wie eine familiäre Zusammengehörigkeit entwickeln. Wie so oft, ist der Beginn ziemlich zäh, bis sich die ersten Erfolge der Band einstellen. Dazwischen werden von Mitchell recht ausführlich die einzelnen Schicksale der Protagonisten vor den Vorhang geholt.
Gerne würde man die Musik dieser fiktiven Band hören, der Schriftsteller beschreibt teils die einzelnen Songs so, dass man sie am liebsten sofort anspielen möchte.
Ein hinreißendes Buch, der Melzer litt mit den Bandmitgliedern der Reihe nach mit, sehr lesenswert, auch wenn sich das „Happy End“ nicht so richtig einstellen will. Und auch witzig, wie Mitchell bekannte Musikpersönlichkeiten wie David Bowie, Jimi Hendrix, Leonard Cohen uvm in die Geschichte nahezu beiläufig einfließen lässt. Melzers erstes, persönliches Buch dieses Jahres 2022!!
Gil Ribeiro / Die Leander Lost-Reihe
Schon einmal hatte der Melzer vor einiger Zeit über den am Asperger-Syndrom "leidenden" Kommissar berichtet, der vom Autor ins ferne Portugal transportiert wurde. Mittlerweile möchte der Melzer die Buchreihe nicht missen. Und siehe da, auch die im ARD gezeigte Verfilmung des ersten Falls funktioniert recht gut. Jan Krauter, vom Autor selbst ausgesucht, ist ein mehr als überzeugender Leander Lost. Toller Darsteller!
The Base / „Like a Stone, kill a Fly“
Es gibt da eine dreiköpfige Band aus Graz, die veröffentlicht seit Jahren mehr als gute Platten, erspielte sich live eine treue Fangemeinde, die Qualität der einzelnen Produktionen kann es mit jeder internationalen Produktion aufnehmen, und trotzdem bleiben die Songs der Band einer überschaubaren Menschenmenge vorbehalten. Solch‘ Geschichten aus dem österr. Musikgeschäft kennen wir ja zur Genüge. Die großen Radiostationen klopfen sich schon auf die Schulter, wenn eine Band wie The Base „an einem Themenabend“ einmal im Jahr gespielt wird. Auch hier gilt, man kann sich nur fragen, wieso die Band aus Graz nicht zumindest schon landesweit berühmt ist.
Johnatan Jeremiah / "Horsepower For The Streets"
Den sympathischen Briten werden aufmerksame Leser*Innen vielleicht noch in Erinnerung haben, der Melzer stellte hier im Blog noch jedes neue Album vor, so auch das fünfte und jüngste Werk des Musikers. Der Melzer liebte ihn seit seinem Erstling "Solitary Man" aus dem Jahr 2011. Geprägt von musikalischen Eltern wuchs J.J. mit der Musik von Donovan, Cat Stevens oder Scott Walker auf. Den entspannten und meist soulig-lässig klingenden Sound, der seine Platten prägt, den hat er sich hingegen selbst angeeignet. Titel wie "Restless Heart" meint man schon beim ersten Hören seit unzähligen Jahren zu kennen. Leicht möglich, dass seine Popularität in nächster Zeit noch ordentlich zulegen wird!!
Eine Frage wäre jetzt am Ende dieses Eintrags noch offen, blieb der Melzer des Lebens auf der Sonneninsel müde, oder nicht? Wirklich beantworten konnte er dies wohl erst Ende 2023, aber eines hatten die vergangenen 14 Tage deutlich gezeigt, die Luft war bei ihm ein wenig draußen…
PS: Triest, irgendwo da hinten links gab es die Trattoria/Pizzeria "Al Barattolo", die Besitzerfamilie stammt tatsächlich aus Neapel. Tolle Pizzen mit eigener
Teigmischung (leichter verdaulich..), aber auch alle anderen Gerichte aus der Küche sind köstlich!! UND wenn schon zu Hause einmal Tiefkühlpizza, dann bitte nicht vom
Nestlé-Konzern.
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