Die Jugend sucht das Abenteuer. Die Lebensmitte setzt uns unter Druck.
Das Alter aber übertrifft oft unsere Erwartungen. Das macht (angeblich) glücklich.
Der Melzer wird sich nicht für den etwas uninspirierten Einstieg entschuldigen. Die schöpferische Kraft für das Schreiben war ihm im letzten Jahr tatsächlich abhandengekommen. Aber auch solche Phasen soll die treue Leserschaft miterleben! Und er distanzierte sich von den oben zitierten Worten, denn er teilte diese Meinung nicht! Das Altwerden war schlicht und einfach eine Herausforderung, nix für Feiglinge. Manche geben es etwas später zu, werden zwischenzeitlich aber ziemlich peinlich, der Melzer hingegen hat sich schon immer älter gegeben, nau und jetzt hat er den Salat!
Bereits in den letzten Jahren, also vor Corona, entwickelte sich der Melzer ja immer mehr zum Einsiedlerkrebs, der sich ganz gerne ins eigene Heim zurückzog, der sehr gerne gewisse Unternehmungen auch allein vornahm. Ja, was glaubt Ihr denn, warum der Typ so neben der Spur lief? Wie schon mehrmals erwähnt, bei ihm handelte es sich um ein Vorzeigeexemplar eines Misanthropen. So kann das nachstehend Geschriebene durchaus auch zu Kritik animieren. Die aufgeregt Flügelschlagenden werden sich schon melden.
Ist man, wie der Melzer, zu Beginn der 60er geboren, damit ersparen wir uns auch die Nachfrage nach seinem Alter, schaut man ganz entsetzt auf die Armbanduhr und stellt fest: Was? Schon so spät? Es ist doch erst ein paar Tage her, dass wir pubertär waren!!
ABER: Rettung naht! Berichtete "Die Zeit" doch letztens darüber, dass uns älter werdende Menschen das "U" retten wird. Denn das psychische Wohlergehen gestaltet sich im Laufe eines Menschenlebens wie ein "U". UNABHÄNGIG von Herkunft, Bildung, Geschlecht, etc., immer waren zuerst die Jungen zufrieden, dann ging es rapide bergab, bis in der Lebensmitte der Tiefpunkt erreicht war, im Schnitt bei den Europäern mit 47 Jahren. Es täte dem Melzer aufrichtig leid, solltet Ihr in diesem Alter gerade mitgelesen haben. Danach stieg, obwohl die Gesundheit bereits etwas lahmte, die Zufriedenheit wieder auf das Niveau der Jugend an. Das Alter hat sich scheinbar gewandelt, und auch das Älterwerden. Die Jahre ab 50, vor allem aber ab 60 sind für die meisten Menschen besser als je zuvor. Sagt zumindest die Studie.
Hätte man den Melzer noch vor weniger als zwei Jahren zum Thema „Alter“ befragt, es wäre ihm am sprichwörtlichen A.. vorbeigegangen. Doch wenn dieses Datum mit einem Virus zusammenfällt, dem es tatsächlich gelingt, die ganze Welt in Atem zu halten (kein schöner Vergleich), dann rückt diese geschichtliche Belanglosigkeit (auf das eigene Alter bezogen) plötzlich in ein ganz anderes Licht.
Leider hatte das Virus auch die Kraft, das Spaltende zu stärken, nicht das Einende. Der Beginn der Pandemie vor einem Jahr schummelte sich noch mit musikalischen Einlagen aller Art aus Fenstern und Lautsprechern so durch die Gegend, einige Monate später sah die Geschichte ganz anders aus. Kontakte, Freundschaften & Familien wurden auf eine harte Probe gestellt, es taten sich teils Welten auf. Wäre es nicht so ernst, würde der Melzer an dieser Stelle G. Tartarotti zitieren: "Es tummeln sich die Wahrheitsbesitzer, die sich von den Steinen ernähren, welche sie auf andere werfen."
Nun ja, der Melzer hätte es sich auch anders vorgestellt, über diesen, seinen unrühmlichen Tag zu berichten, viel gefeiert wird ohnehin nicht, war nicht so sein Ding, daher wird er gleich einmal ein paar Steinchen in die Hand nehmen und mitwerfen:
Achten wir doch mehr auf unsere Umwelt, die wir jeden Tag mit Füßen treten (Müll, Schutz von Grünflächen, etc.), unterstützen wir doch die letzten, verbliebenen Qualitätszeitungen dieses Landes, ignorieren wir diesen medialen Wahnsinn (Gratiszeitungen, Teile des Privatfernsehens), achten wir zukünftig viel mehr auf die Bildung unserer Kinder, die wird tatsächlich angeboten, täte man sie auch in Anspruch nehmen. Schleppt sie, die Kinder, in Bibliotheken, gebt ihnen Bücher, macht ihnen diese schmackhaft. Es wäre so wichtig!! Übrigens, die "Wiener Zeitung", eine Bastion gegen jegliche mediale Vergiftung, gehört gerettet!! Dies ist ein Aufruf von einem der letzten jahrelangen Abonnenten dieser großartigen Zeitung, er wusste im konkreten Fall, worüber er sprach.
Nun, wie lässt sich so eine hysterisch aufgekratzte Gesellschaft beruhigen? Müssen wir uns tatsächlich ständig neu erfinden? Müssen wir uns wirklich so leicht aus der täglichen Ruhe bringen lassen? Natürlich nicht! Auch hier haben wir "Alten" gegenüber der "Jugend" einen leichten Vorteil, wir müssen tatsächlich nicht mehr jeder Karotte hinterherjagen. Birkenstock hin, Lifestyle-Schwachsinn her!!
Erwachsen und politisch sozialisiert wurde der Melzer vor langer Zeit in einer durch und durch linken Familie. Die roten Fahnen der Sozialdemokratie wurden uns quasi ans Rad montiert. Und diese Prägung ist ihm bis heute geblieben. Sozial hätte eine Gesellschaft zu sein!
Doch es hatte sich in der Philosophie des Linksliberalismus dieser Tage viel verändert. Man tritt für offene Grenzen ein und bezahlt die polnische Putzfrau schwarz. Die Kinder werden mittlerweile auf Privatschulen geschickt, aber dafür zünden wir Kerzerln für die "Geflüchteten" an. Zweifel an der eigenen Identität genügen, um aus gut behüteten Jugendlichen aus der Mittelschicht eine Randgruppe einer bedrohten Minderheit zu machen. "Jo eh", könnten wir jetzt sagen, doch irgendwie passt es "hinten und vorn" nicht mehr zusammen. Und wenn jetzt wer den Melzer fragen würde, bevor er sich für einen hiesigen Doskozil entscheiden müsste, täte er die dortige Sahra Wagenknecht, auch nicht unumstritten, jedoch mit Handkuss nehmen.
Ganz ohne Zynismus möchte er die aktuelle Situation all der Kinder in den Schulen kommentieren, all der Pflegekräfte und MedizinerInnen in den Spitälern, es war bisher für all diese Menschen nicht lustig. Und auch hier klopft wieder das Trennende an, manche sind der Meinung, dass dies die permanente Zukunft sein wird, es hätte sich ohnehin nicht vermeiden lassen.
Die, die dann letztlich recht haben werden, müssen aber keine Gewinner sein, ganz so, wie es war, wird es wohl nicht mehr werden. Vielleicht doch lieber Richard David Precht lesen, ganz aktuell sein Werk "Von der Pflicht", kann auf gar keinen Fall schaden. Lesen, darüber nachdenken, nochmals darüber nachdenken, bevor man schon wieder zu den Steinen greift!
"The White Park Bay", Nordirland, einer der vielen Drehorte von "Game of Thrones"
Damit zurück zum Alltag.
Nachdem sich heutzutage alle auf Studien berufen, da hatte der Melzer noch eine weitere, ganz interessante Arbeit gelesen, ohne Verweis auf die Herkunft, denn diese Gläubigkeit auf die (angebliche) Herkunft ging ihm auch schon mittlerweile ziemlich gegen den Strich.
Die Jugend zwischen 17 und 30, also die, denen mittlerweile das Mobiltelefon angewachsen scheint, abgesehen von ein paar wenigen älteren Ausnahmen, hatte lt. Studie tatsächlich Angst vor dem TELEFONIEREN, und wenn Angst der falsche Begriff war, dann grauste ihnen halt vor Telefonaten. Fürwahr! Es ließ sich doch ohnehin alles via Minitastatur erledigen, bis zum Ende einer Beziehung. Doch auch die älteren Ausnahmen machten davon Gebrauch. Aufträge, politische Ämter, Skandale, Verbrechen, dies alles ließ sich eindeutig besser tippen als besprechen. Sonderbar, oder??
Hütet Euch vor gewissen Radfahrern!
Keine Studie, aber auch kein Witz. Wie viele von Euch wissen, der Melzer fuhr gerne mit dem Rad. So auch schon 2x von Tarvis nach Grado, wie auf dieser Website auch nachzulesen. Aber auch viele, zumeist alltägliche Erledigungen wurden von ihm auf zwei Rädern durchgeführt. Fuhr er mit dem Rad, war er eher pragmatisch, eher ein Angepasster, den Panzer um sich hatte bekanntlich die motorisierte Gegenpartei. Hielt er bei einer roten Ampel, bekam er von hinten schon mal zu hören "FOAH, DEPPERTA!". Und ganz vorsichtig musste man sich gegenüber übergewichtigen E-Bike-Fahrern verhalten, leicht erkennbar an den zumeist in grellen Neofarben gehaltenen, zu eng anliegenden Plastiktrikots. Ganz ausgefallene Exemplare hatten dann noch ihren Bluetooth-Lautsprecher am Lenker montiert, aus dem Radio Wien dröhnte. Vielleicht so eine Art Folgetonhorn.
Aber auch hinter vielen Rennradlenkern verschanzte sich hochgradige Aggressivität beiderlei Geschlechts. Warum? Zweckdienliche Hinweise bitte an den Melzer!
Und was tat sich sonst?
ER, der bekanntlich schon immer zur Schrulle neigte, völlig unabhängig vom Alter, liebte seit einiger Zeit schöne Geschirrtücher. Also wirklich schöne Tücher, nicht diesen Kitsch in minderer Qualität aus den Geschenkläden. Wenn sich schon die Aktivitäten in der heimischen Küche während solch' einer Pandemie verstärkten, dann aber edel! Da gab es z.B. eine Weberei in Haslach/OÖ (Textiles Zentrum Haslach), in diese Tücher, voller Schönheit, würde man sich am liebsten einwickeln. So verhielt es sich auch bei Produkten der Firma Vieböck aus Helfenberg. Das waren keine Geschirrtücher, das waren wundervolle Wirkwaren.
Aber vielleicht brachte solch‘ Vorlieben ja doch das voranschreitende Alter mit sich, ein Dreißigjähriger würde wohl kaum seine Liebe zu schönen Geschirrtüchern gestehen. Obwohl sich der Melzer zwischenzeitlich erklären lassen musste, dass es in Wien sogar schon eine Werbeagenturchefsgattin gab, die aus alten Geschirrtüchern Kleider herstellte. Das schreckte ihn dann doch wieder ein wenig ab.
Ach ja, er hatte sich auch selbst ein sehr schönes und erfüllendes Geburtstagsgeschenk gemacht. Nachdem, ebenfalls bedingt durch das Virus, ein Besuch seiner Klassen in der Volksschule derzeit nicht möglich war, ergab sich die Gelegenheit, ein paar moderierte Radiosendungen für einen Webradio-Sender zu gestalten - übrigens auch ehrenamtlich.
Was im Vergleich zu den Kindern zwar ein Trost, aber nicht die Erfüllung war. Die "Kleinen" gingen ihm nach mittlerweile 8 Jahren derartig ab, damit hätte der alte Grantscherben nie gerechnet. Zwar traf er vereinzelt die Kinder und ihre Eltern auf den Straßen rund um die Schule, man begrüßte sich freudig und plauderte kurz, aber eben alles im Modus der Pandemie. Etliche Lesevideos mit den Abenteuern von Winnie Pooh waren derzeit sozusagen zur Klasse der einzige Kontakt.
Aber viel Spaß hatten die moderierten Sendungen trotzdem gemacht, und recht erfreulich waren die bisher erfolgten Rückmeldungen. Der Sender forciert übrigens überwiegend Musik aus Österreich, nur dem Melzer war es erlaubt gewesen, einige internationale Ausreißer einzubringen.
Das Wohnzimmer Webradio von Karl Pichler!
Und jetzt warten wir wohl alle schon sehr gespannt, wie es in näherer Zukunft weitergehen wird, Öffnungen hin, Lockdowns her. In einem Jahr wird sich der Melzer zu diesem Thema an dieser Stelle wieder zu Wort melden. Hoffentlich unterbrochen durch doch einige Reiseberichte kleinerer und größerer Art. Aber, schauen wir mal, wie sich die neue „Normalität“ gestalten wird.
Die Fotos stammen von einer der letzten Reisen vor der Pandemie nach Nordirland, K. & H. werden sich wohl ganz gerne daran erinnern, wo man aktuell übrigens nur schwer hoffen kann, dass sich die Lage menschlich & politisch bald wieder normalisieren wird. "Zombies", wie von den Cranberries besungen, wünscht sich doch niemand. Fotos Copyright bei Mag. H. P. (Name der Redaktion bekannt) und des Melzers Wenigkeit. Und JA, da konnte der Esel noch so rüber schauen, das Schaf war damals tatsächlich rosa gefärbt.
Kurz noch zur Wühlkiste:
Mit musikalischen Tipps wird sich der Melzer im Moment eher zurückhalten, mit den Konzertmitschnitten und moderierten Sendungen war fast eine Übersättigung eingetreten, was er sich täglich jedoch nicht nehmen ließ, war sein Besuch bei Radio Subasio, seinem Lieblingssender aus der Toskana.
Gelesen wurde viel, und da möchte der Melzer gleich einmal mit einer NICHT-Empfehlung beginnen: Capri, Amalfi-Küste, Sorrent, Neapel - alles Zutaten für Sehnsuchtsgeschichten, wenn auch für einen Krimi. Sollte man meinen! Der Autor Luca Ventura, übrigens ein Pseudonym, lebt zwar am Golf von Neapel, schafft es aber trotzdem, die Figuren seiner kleinen Romanserie durchaus unsympathisch und uninspiriert wirken zu lassen, von jeglicher Pfiffigkeit Süditaliens befreit. Was er absolut nicht schafft, ist eine der schönsten Küstenlandschaften unseres Planeten wirken zu lassen. Aber vielleicht war er ja gebürtiger Nordländer und hatte sich in der falschen Gegend angesiedelt.
Gil Ribeiro - Senhor Lost in Portugal (bisher 4 Teile)
Ein deutscher Polizist, mit einem mehr als ausgeprägten Asperger-Syndrom, wird im Zuge eines europäischen Austausches in den Süden Portugals, ins Küstenstädtchen Fuseta, entsendet. Man möchte ihn nach den ersten 30 Zeilen umarmen, was er natürlich überhaupt nicht leiden könnte. Aber Leander Lost kommt in den 4 Krimis so grandios rüber, dass man die Bücher gar nicht mehr aus der Hand geben möchte. Herrlich! Ein Dank an meinen Freund für diesen Tipp.
Maxim Biller - Sechs Koffer
In jeder Familie gibt es Geheimnisse und Gerüchte, die von Generation zu Generation weiterleben. Manchmal geht es dabei um Leben und Tod. In seinem neuen Roman erzählt Maxim Biller von einem solchen Gerücht, dessen böse Kraft bis in die Gegenwart reicht. »Sechs Koffer« – die Geschichte einer russisch-jüdischen Familie auf der Flucht von Ost nach West, von Moskau über Prag nach Hamburg und Zürich – ist ein virtuoses literarisches Kunststück. Aus sechs Perspektiven erzählt der Roman von einem großen Verrat, einer Denunziation. Während der Lektüre fällt es einem ziemlich schwer, sich für eine der Hauptfiguren zu entscheiden.
Und, zu guter Letzt, doch noch ein wenig Schleichwerbung abseits der Literatur, hinein in das normale Leben, gutes Brot und Gebäck mussten nicht immer automatisch von einer dieser neuartigen, auf "ALT" machenden Modebäckereien kommen. In Korneuburg (hinter dem schönen Rathaus) findet sich z.B. die Bäckerei REITER (von der es nicht einmal eine "ordentliche" Homepage gab), die seit mehreren Generationen qualitativ hochwertiges Backwerk herstellt, jeder Einkauf ein wahres Erlebnis. Da gab es kein Marketing, keine Influencer, nur Qualität!!
Wie könnte es anders sein, am Ende dieses Eintrags wird er auf Euch das Glas erheben, gefüllt mit einem Prosecco Frizzante DOC Treviso von Mionetto, also wahrlich kein Sprudel, mit dem man die Immo-Krabbeltiere (beiderlei Geschlechts) aus dem Versteck oder der Naglergasse locken konnte, selbstverständlich auch im ausgesuchten Supermarkt erhältlich, für einen alten Linken gerade noch vertretbar. (Ein zaghaftes Grinsen huschte über sein Gesicht!)
Herzlich, Melzer!
Diesen Eintrag möchte der Melzer mit einem Lied von Alex Miksch enden lassen, das eine wunderbare Zeile enthält, die perfekt zu diesen Tagen passt: "Die Wöd is nur a Opfe, der leise durch den Wödraum schleicht.."
Der Melzer wird auch weiterhin der Meinung sein, dass man Produkte des Nestlé-Konzerns nicht kaufen sollte!
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Doris (Sonntag, 02 Mai 2021 17:08)
Lieber Melzer! Nicht nur mit deiner Musik, auch mit diesem Beitrag hast du mir diesen grauen Sonntag zum Strahlen gebracht !
Danke und alles Gute, und weiterhin viele Inspirationen jeglicher Art!
Grüße Doris
Wolfgang Eichleter (Mittwoch, 05 Mai 2021 00:14)
Lieber Peter!
Ich weiß gar nicht, wie ich anfangen soll; na ja ,da sind zumal deine großartigen Fotos, die schon alleine für sich sprechen: großartig, wie aus einem "Märchenbuch" für Urlauber. Aber jetzt kommt es, dein Text, nämlich sprachlich wie auch inhaltlich faszinierend; allen deinen Themen und Begründungen dazu kann ich nur vollinhaltlich und mit Begeisterung zustimmen; dein hintergründiger Humor und die Ironie verfeinern deine geistigen Ausflüge. Die Klarheit deiner Sprache und Formulierungen: Kompliment!!!
Alles Liebe
Wolfgang