Die Arbeit der Viren - die große Leere!

Hr. Glavinic wird mir hoffentlich verzeihen, dass ich Teile seines Buchtitels für diesen Eintrag verwende. Aber wenn man aktuell, also in Woche 3 der Coronabestimmungen, durch Teile Wiens kommt, oder, noch viel schlimmer, sich aktuelle Bilder aus Europa via Webcam ins Haus holt, dann werden bei mir die damaligen Bilder, als mich dieses Buch tagelang fesselte, wieder wach. Und wie...

 

Ganz kurz (ganz ohne Wortspiel) zum Inhalt: Der Protagonist des Buches wird eines Tages wach und ist - allein! Es gibt außer ihm keine Menschen, keine Tiere mehr. Er irrt völlig wuggi durch Wien, durch Teile Österreichs, bis ihn seine Odysee durch den Ärmelkanal-Tunnel auf die britische Insel führt. Allein sein Herumirren durch das leere Wien hat mich einige Nächte nur sehr schlecht schlafen lassen. Wenn auch irre, für mich eines der packendsten Bücher überhaupt, aber nix für schwache Nerven.

Die Wien-Fotos oben sind schon einige Tage älter, aber trotzdem spooky, wenn man bedenkt, wie sich der nicht enden wollende Tourismusstrom des letzten Jahres noch bis vor wenigen Wochen durch Wien wälzte. Und zwar durch jedes Gasserl!

 

Heute, am 29. März 2020, nach einem fast einsamen Waldspaziergang, der Blick auf verschiedene Webcams, und stets das gleiche Bild. Egal, wo man hinblickt, es ist keine Menschenseele zu entdecken. Hat man eigentlich überhaupt den Trevi-Brunnen schon irgendwann tatsächlich ohne Leute gesehen? Bilder, um sie vielleicht in gar nicht so weiter Zeit einmal kopfschüttelnd und ungläubig zu betrachten, Bilder, die mir am heutigen Tag jedoch fast ein wenig Angst machen. Und dabei gehöre ich noch zu den Ruhigeren:

Sestri Levante (ganz oben) und Camogli, zwei für die Gegend typische Orte unterhalb Genuas. Im Normalfall sind die Strände, selbst in der kalten Jahreszeit, an einem Wochenende übersät mit Flanierenden und spielenden Kindern. Bemerkenswert, wie schnell das Meer in der Bucht von Sestri Levante wieder klar geworden ist.

Venedig und Padua. Man beachte auch bei der Rialto die Farbe des Wassers, mittlerweile lassen sich in den Kanälen Venedigs wieder Schwärme kleinerer Fische blicken. Am schönen Prato della Valle in Padua würde an solch einem Nachmittag wenn nicht der Bär, dann zumindest der Hund mit seinem Herrl steppen. Im Frühling findet man auf den Wiesen rund um die Statuen im Normalfall keinen Platz.

Rom, Fontana di Trevi, Sonntag, 29.03.2020, 14:30 Uhr! Keine schlechte Fotomontage, für die Leere dieses Platzes würde mancher Fotograf töten, dies erledigt im Moment schon das Virus. Von den Bollern und dem Geländer aus Schmiedeeisen ist im "römischen Normalfall" vor lauter Touristenköpfen absolut nichts zu sehen.

 

Ich war nie der begeisterte Freund des Massentourismus, aber möge dieses Schauspiel hoffentlich bald wieder ein Ende finden!!

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