„Riechst Du auch schon das Meer?“ – mit dem Fahrrad nach Grado (Grado/Herbst 2019 – die Anfahrt, Teil 1)

„Sie rauschen wie Blätter, die erregten Radfahrer,
während die Sonne sie empfängt und die Wiesen erstrahlen.

 

Sie erscheinen im Frühling und bewegen sich leicht,
sie sind die Fahnenhisser an den Festtagen!

 

Die zurückgekehrten Schwalben sind ihnen ähnlich,
sie sausen gekrönt in den goldenen Morgen.

 

Sie fahren in Gruppen, maschinengewehrartig,
unter dem glänzenden Himmel, fast als ob die Luft
aus Asphalt gemacht wäre.“
 
Übersetzt aus dem italienischen Gedicht „I ciclisti“ von Pierluigi Cappello.

(Eine echte Ausnahme in diesem Eintrag stellt die fotografische Ablichtung des Schwagers dar, wie die werten LeserInnen der Melzer-Einträge wissen, werden Personen prinzipiell aus der Familie oder dem Freundeskreis nicht abgebildet oder namentlich erwähnt, aus Gründen der Privatsphäre!)

 

Ein kleines Abenteuer? Na ja, nicht wirklich! Wie wir alle wissen, fährt der Melzer, flexibel wie das Hutschpferd eines Kinderkarussells, seit vielen Jahren gerne nach Grado. Zumeist entweder gleich im Winter oder zumindest dann erst wieder, wenn der meteorologische Sommer die Adria verlassen hat, um in südlicheren Gefilden halt zu machen. Und mit ihm die meisten Menschen, was dem Melzer als alten Misanthropen natürlich sehr willkommen war.

 

Vor längerer Zeit erfuhr der Melzer von der Existenz des „Alpe-Adria-Radwegs“, erinnerte sich daran, dass er während der Durchfahrt im schönen Kanaltal schon immer Radfahrer auf der alten Bahntrasse gesehen hatte und begann sich dafür zu interessieren.

> Link zur Webseite: Ciclovia Alpe Adria Radweg

 

Da aufgrund gewisser Einschränkungen die gesamte Strecke von Salzburg bis zur Adria ohnehin nicht in Frage kam, wollte er doch einmal die Erfahrung machen, wie es war, die Sonneninsel via Fahrrad zu erreichen. Ganz konventionell, also ohne Akku, knapp 160 km von Tarvis bis Grado, da waren schon eingeplante Umwege inkludiert. Gemütlich, gemächlich, also kein Wettrennen gegen ältliche E-Bike-Rabauken beiderlei Geschlechts in ihren neonfarbenen Peinlichkeitstrikots.

 

Drei Tage sollten dafür ausreichen, genügend Zeit, um sich auch ein wenig auf die Natur und die diversen Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke einlassen zu können. Der Plan lautete wie folgt: Tag 1 Tarvis – Moggio Udinese (knapp 50 KM), Tag 2 Moggio – Udine Nord (knapp 60 KM), Tag 3 Udine – Grado (knapp 50 KM). Und Ihr Wissenden auf dieser Welt, ned gleich aufschreien, dass die KM-Angaben nicht stimmen, mit dem Auto sind es von Tarvis selbstverständlich nur 120 KM, der Radweg führt wesentlich großzügiger durch so manch‘ kleinen Ort entlang der Route! Und wie schon erwähnt,  Umwege waren vorgesehen!

 

UND wie ging die kleine Reise letztlich aus?? Also einerseits hatte das Duo mit dem Wetter Riesenglück, 2,5 Sonnentage und eine trockene Ankunft in Grado, erst knapp eine Stunde nach dem Eintreffen begann es zu tröpfeln. Auf der anderen Seite waren die beiden Fahrer (ohne Erfahrung auf längeren Strecken...) dann doch ein wenig überrascht, wie gut die Reise über die Bühne ging.

 

Von Tarvis bis Moggio erlebt man das Kanaltal ganz ohne viel Anstrengung von einer sehr bezaubernden Seite, sofern das Wetter passt. Brücken, mehrere Tunnel, das türkisfarbene Wasser des Flusses Fella, die schroffen Felswände zu beiden Seiten, schlicht herrlich! Knapp 50 km landschaftlicher Genuss!! Sehr lieb auch, wie es den Verantwortlichen gelang, die eine oder andere alte Bahnstation entlang der Route in das Projekt einzugliedern, in Form einer Bar oder Trattoria wurde ihnen neues Leben eingehaucht.

Quartiertipp in Moggio: Residence Bed & Bike, sehr gut erreichbar, moderne, helle, sehr großzügige Zimmer, ein ausgezeichnetes Frühstück, ja sogar Werkzeug für die Räder wäre vorhanden gewesen!

 

Abendessen in Moggio: Albergo Ristorante San Gallo, allein wegen der Hauskatzen liebte der Melzer das Lokal, typisch friulanische Küche, einfach aber köstlich, eine herzliche und sehr fürsorgliche Gastgeberin.

Dass es auch im September am frühen Morgen zwischen den Bergen schon sehr kalt sein kann, diese Erfahrung erlebten die Reisenden beim Start am nächsten Tag. Bei knapp 5 Grad über NULL war die Abfahrt nach Venzone eher kein Honiglecken. Trotz Handschuhen erwartete man sehnlichst die wärmenden Strahlen der Sonne.

Venzone, nach dem schweren Erdbeben 1976 mit Mühe wieder auferstanden, ist immer einen Stopp wert. Danach weitet sich das Tal, die Berge weichen den ersten Palmen, es wird schön langsam mediterran, gut 50 km führt der Weg über Wiesen, Felder und durch Auwälder nach Udine, wobei gegen Ende noch durchaus einige lästige Hügel erklommen werden wollen, von diesen ließe es sich wunderbar zum Schinken abbiegen (San Daniele) oder auch einen kulinarischen Gipfel erreichen ("La Taverna" in Colloredo di Monte Albano).

Angenehme Begleiterscheinung entlang der gesamten Strecke, man "stieg" sich nicht gegenseitig aufs Rad, was vielleicht auch schon am Datum der Reise lag, die "Ciclisti" verloren sich auf den Kilometern.

 

Traf man sie doch, dann zumeist in einer der zahlreichen Caffé-Bars zur Labung, und leider entdeckte der Melzer immer wieder neben lieben Menschen auch zahlreiche Deppen beiderlei Geschlechts, die sich durch sehr schlechtes Benehmen und schlichte Blödheit auszeichneten.

 

Übernachtung und Abendessen in Udine (nord): Das Hotel Meditur Udine lag zwar ziemlich in der Pampa, im Hotel selbst behandelte man die beiden Radler jedoch mehr als zuvorkommend. Dann besuchten die beiden Hungrigen noch eine Pizzeria, gelegen in einem Industrieviertel, die man wahrscheinlich im Normalfall niemals ansteuern würde, um sogleich eines Besseren belehrt zu werden. Das Ristorante Pizzeria Alla Rotonda nannte zwar keine Webseite sein Eigen, aber liebes Personal, köstliche Salate und ebensolche Pizzen.

Udine bis Grado, eine Fahrt auf "gewohntem" Terrain, man kennt die Orte, die Plätze, es naht die Adria, die einem, trotz schon ein wenig müder Beine, wie mittels eines unsichtbaren Seils in ihre Richtung zieht. Noch eine kurze Verschnaufpause am schönen Platz in Palmanova, hindurch durch Cervignano, ab Aquileia pfeift man sich schon vor lauter Vorfreude ein Liedchen, nicht einmal fragte der Melzer seinen geduldigen Schwager, ob er auch schon das Meer riechen könne. Eher einhundert Mal.

 

Nach dem alten, verfallenen Bahnhof von Belvedere dann plötzlich der stets so sehnsüchtig erwartete Panoramablick über die Lagune. Die letzten 5 km entlang der Brücke bis zur endgültigen Ankunft im Ort sind dann sozusagen das Sahnehäubchen des Tages. Gut ist es gegangen, "nix is g'schehn!"

Zugegeben, im G'wandl mit Helm schaut man eher aus wie der Calimero!!

Noch ein bisserl was aus der Wühlkiste?

TOOL - "Fear Inoculum" (2019)

Ein musikalischer Schwenk, mit dem man beim Melzer so wohl nicht unbedingt rechnen konnte. Doch ja, es gab sie, die Metal-Musik für Brillenträger, die nicht unbedingt mit einem ausgefransten Jeans-Gilet durchs Leben laufen wollten. Die kalifornische Formation „Tool“ gibt es bereits seit 26 Jahren, erfreut sich weltweit einer großen Fangemeinde und macht sich stets ziemlich rar. Seit ihrem gemeinsamen Bestehen haben die vier Bandmitglieder nur 5 Alben veröffentlicht, zwischen der aktuellen Platte und dem Vorgänger liegen immerhin auch schon wieder 13 Jahre!

 

80 Minuten Spieldauer bei nur sieben neuen Songs, in Zeiten zu kurzer Aufmerksamkeitsspannen fast so etwas wie ein geplanter Selbstmord, was den Musikern aber völlig wurscht zu sein scheint, keine Metal-Neuerscheinung ist in letzter Zeit so sehnlich erwartet worden. Es mag ja blöd klingen, aber den Melzer beruhigten die durchschnittlich 10 Minuten langen Songs, getragen durch das aufwendige und komplexe Spiel von Drummer Danny Carey. Der dieses Mal etwas andere musikalische Tipp!! Anspieltipp: "Descending"

 

Fragen Sie doch Dr. Melzer!

Noch eine gute, noch eine eher schlechte Nachricht, so ein Blogeintrag sollte ja auch allgemein interessante Themen streifen…

Düsseldorfs Rheumatologen und Immunologen haben wieder intensiv geforscht und können einmal mehr bestätigen, was uns die Oma eh schon immer gesagt hat. Esst mehr heimische Äpfel, also nicht nur in Form von „Obi g’spritzt“, speziell alte Sorten, sie können Euch dank ihrer sekundären Pflanzenstoffe durchaus vor manchem Unheil schützen. „One Apple A Day, Keeps…“.

 

Die schlechte Nachricht! Wohlstand steigert offenbar das Krebsrisiko. In Ländern mit geringem oder mittleren BIP erkranken deutlich weniger Menschen. Beobachtet wurden 160.000 Personen (Zeitraum 2005 – 2016) im Alter zwischen 35 und 70 Jahren. Das Ergebnis dieser langjährigen Untersuchung wurde Anfang Sept. d.J. in Paris bei einem großen Kardiologenkongress veröffentlicht.

Alle Fotos Copyright by Melzer, der übrigens nach wie vor der Meinung war, dass man Produkte des Nestlé-Konzerns nicht kaufen sollte.

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Kommentare: 1
  • #1

    Wolf (Donnerstag, 17 Oktober 2019 21:09)

    Schlicht und einfach beeindruckend: dein Schreibstil. die wunderschönen Fotos, die Gestaltung und der Gesamteindruck! Mir fehlen einfach die Worte, um meine Begeisterung auszudrücken. Ich gratuliere dir zu diesem Kunstwerk.
    Wolf