Sie weinte, die Schlossalm, als sie merkte, dass der Melzer wieder einmal im Tal eingetroffen war. Vor Freude natürlich, und wie...
Es goss sozusagen aus Kübeln, die Luft in knapp 857 m Seehöhe feucht und frisch, eine herrliche Abwechslung nach den letzten Wochen dieses heißen Sommers. "Salzburger Schnürlregen" nannte sich dieser Niederschlag, der tatsächlich - bedingt durch die Windstille - exakt senkrecht vom Himmel fiel. Mit breitem Grinsen genoss der Melzer dieses Schauspiel zu seiner Begrüßung. Keine Flugverspätung hatte die Freude an der Anreise getrübt, und den einzigen "Stau" auf der A10 umfuhr der Melzer via Paß Lueg, was sich auch wesentlich interessanter gestaltete, als in der ewigen Kolonne auf der Autobahn verrückt zu werden.
Der krumme Rücken sollte wieder ein klein wenig biegsamer gemacht werden, dieses Mal jedoch nicht in der strengen Umarmung einer "Anstalt", nein, auf eigene Faust und in einem wunderbaren Appartement einer sehr lieben Freundin, die dem Melzer dies ermöglichte. Viel Neues wird es wohl nicht zu berichten geben, an solchen Orten wiederholt sich die Geschichte sehr gern (wo eigentlich nicht...), da hatte der Melzer seine persönlichen Eindrücke ohnehin schon längst festgehalten, für tatsächlich Interessierte nachstehend der Link zu einem Bericht älteren Datums, da ging es wahrlich hart zur Sache, und bitte glaubt ihm als Verfasser, die damaligen Zeilen waren aktueller denn je!
Den tägliche Fußweg zu den "Anwendungen" und danach wieder retour genoss der Melzer sehr. Zumeist am frühen Morgen, noch regierte die Stille entlang der Gasteiner Ache. Diese Stille war dem Melzer schon länger ein tiefes Bedürfnis. Im Bekannten-, Freundes- oder Familienkreis trug es ihm schon mehrmals den Ruf sozialer Inkompetenz ein. Dafür kann niemand was, am wenigsten der Melzer, es war halt ein tiefes Bedürfnis. Am Ende des Kurparks kam er dann an den Außenbecken der Therme vorbei, dort bot sich u.a. ein wunderbarer Blick auf die Gipfel der umliegenden Berge. Dieser Ausblick sollte auch eher fixiert werden, links und rechts sah man - also der Melzer - besser nicht! Denn dort sah er die, die so planschten, dass man sich fragte: "Ist das Delfin, Rücken, oder muss ich jetzt gleich Erste Hilfe leisten?" Europa hatte scheinbar tatsächlich das Schwimmer verlernt!
Ein bisserl überraschte ihn Spotify mit seinen Algorithmen! Während längerer Wanderungen stellte sozusagen der Streamingdienst das Musikprogramm für den Melzer zusammen. Es begann mit 3 x Willie Nelson, gefolgt von 2 x Johnny Cash, dann wechselten sich Cohen, Faithfull, John Prine, Van Zandt, Dylan, Bettye LaVette, William Bell mit den Erstgenannten ständig ab. Also durchaus KünstlerInnen älteren Datums, wenn nicht schon längst verblichen. Wollte Spotify dem Melzer da was mitteilen? Die Songauswahl war auf alle Fälle gut gewesen!
Alte Bekannte kreuzten nach langer Zeit wieder einmal des Melzers Weg, M. Simenon und sein gestrenger, oft sehr mürrischer Kommissar Maigret. Es gab ja tatsächlich Bände, die man noch nicht gelesen hatte, wie etwa "Maigret macht Ferien". Ein herrliches Sittenbild aus dem Jahr 1948, mit wunderbarer Sprache dank einer gelungenen Neuübersetzung, die noch dazu sehr rücksichtsvoll ausgefallen ist.
Ach ja, einmal gelang es dem Melzer sogar mit einem Murmeltier in Kontakt zu treten, brav blieb es auf seinem hellen Felsen sitzen, fiepte dabei ein wenig und fixierte den Melzer, wohl doch ein wenig ängstlich.
Dann sollten hier noch zwei langjährige Liebschaften seiner Schrulligkeit mit Link festgehalten werden, aus Überzeugung, seit vielen Jahren hält ihnen der Melzer die Treue:
> Das vegetarische Restaurant "Kraut & Rüben" von Claudia und Gernot LEITNER, Pioniere der fleischlosen Küche, einst im Ort mehr als belächelt, heute eine fixe gastronomische Größe, die sich sowohl bei den Einheimischen also auch bei Gästen aus ganz Europa großer Beliebtheit erfreut. Erdäpfelnudeln im Wok knusprig gebacken, divers verfeinert, oder die chilligen Woknudeln mit frischem Gemüse & Curryrahm, ein Gedicht!
> Das traditionelle "Restaurant Austria" im Ortszentrum von Hofgastein, optisch herrlich "gestrig", eine gemütliche Zeitreise! Die Küche besticht, sehnsüchtig freut man sich schon Tage vorher, wenn auf der Schiefertafel vor dem Eingang die frischen Forellen oder Saiblinge angekündigt werden!!
>>> Link Restaurant Kraut & Rüben
>>> Link Restaurant
Austria
So, viel mehr wird es nicht mehr werden, vielleicht noch ein kritischer Blick in die Wühlkiste:
Theodor W. ADORNO - "Aspekte des neuen Rechtsradikalismus" (Neuauflage 2019, erstmals erschienen 1967 !!)
"Solange das Kapital triumphiert wird der Rechtsradikalismus wiederkehren." Adornos Erklärungen aus dem Jahr 1967 gelten auch heute noch. Er glaubt nicht, dass man mit Rechten reden und diese zur Umkehr bewegen kann. Im Gegenteil! Keinen Zweifel lässt Adorno daran, dass sich hinter dem rechten Affekt gegen Linksintellektuelle etwas Uraltes verbirgt, der Hass auf die Juden und der Hass auf den Geist. Lesenswert, nicht nur im Hinblick darauf, dass die Formulierungen bereits 1967 verfasst wurden, für einen damaligen Vortrag an der Wiener Universität, der aus heutiger Sicht nicht nur von historischem Interesse ist. Strenge Kost!
Und ganz am Ende ein wenig Gekepple und Zynismus, sonst wäre es ja kein typischer Melzer-Eintrag:
Tatsächlich hatte sich diesen Juli die Mehrheit der befragten Fahrgäste durch die Wiener Linien dagegen ausgesprochen, U-Bahnen und Straßenbahngarnituren mit sogenannten "Duftspendern" auszurüsten, um dadurch den olfaktorischen Reiz ein wenig zu lindern. Der Wiener und sein Mief scheinen wahrlich untrennbar miteinander verbunden zu sein!
Doch zu guter Letzt erhellten ihn doch noch die Götter der Schlossalm und stimmten ihn wieder einmal sanft und milde:
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Christine (Dienstag, 13 August 2019 12:38)
Ist wieder sehr gut gelungen nur so weiter
Monika (Samstag, 24 August 2019 19:05)
Lieber Peter, wie immer ein Vergnügen zu lesen.
Als Kontrast zu deiner liebevollen Beschreibung Bad Gasteins fällt mir da wieder Herbert Rosendorfers amüsante "Reise nach Bad Gastein" ein. War aber auch eine gänzlich andere Zeit damals ....