Waldbaden? Ja, liebe LeserInnen, Ihr habt richtig gelesen diesen Ausdruck gibt es tatsächlich!
Des Melzers Frau und seine Wenigkeit gingen sehr gerne in den Wald. Seit vielen Jahren. Sie erfreuten sich an der Natur während der unterschiedlichen Jahreszeiten, stets präsentierte sich ihre "gewohnte" Strecke ein wenig anders. Es wurden die Stimmen des Waldes, erzeugt durch Vögel, Wind & Wasser ebenso genossen wie manchmal eine scheinbare Stille. Ereignisse, die für die beiden Spaziergänger völlig normal erschienen, weil für sie die Natur ganz einfach zum täglichen Leben gehörte und auch notwendig war.
Doch jetzt hatte sich plötzlich für viele Menschen etwas geändert. Seltsame Dinge trugen sich im Wald zu, die scheinbar unerschöpfliche Welle der Yogaformen hatte den Wald endgültig erreicht! Da es bei der Lektüre des passenden Artikels dem Melzer fast den Atem verschlagen hatte, nachstehend die unfassbaren Zeilen im Original aus einem Bericht der Wiener Zeitung:
"Wir betreten den noch mit Herbstlaub bedeckten, weichen und leise knisternden Waldboden durch ein imaginäres Tor (???). Schon der erste Schritt soll uns die Energie, Kraft und Ruhe spüren lassen, die dieser natürliche Lebensraum ausströmt. Schritt für Schritt tasten wir uns voran - über Geäst und Wurzeln. Tiefes, langsames Atmen lässt die energiegeladene wohlduftende Waldluft in den Körper und damit in jede einzelne Zelle strömen. Unter unseren Füßen spinnt sich ein weites Netz an Wurzelverbindungen (nau geh...), mit dem wir versuchen, Kontakt aufzunehmen. Wir tauchen ein in die Welt des Shinrin-Yoga."
Zitat ENDE, den länger hätte es wohl der Melzer nicht mehr ausgehalten. Und ganz toll wurde es dann in weiterer Folge des Artikels, nämlich an der Stelle, wo die Schlagworte "Wissenschaftlich belegt" ans Tageslicht traten. Die namentlich nicht genannten Wissenschaftler konnten tatsächlich messen, dass Waldluft um 90 Prozent weniger Staubteilchen enthält als Stadtluft, und dass sie (die Waldluft) Stoffe beinhaltet, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken. Pfau!!
Es scheint tatsächlich soweit mit uns "zivilisierten Mitteleuropäern" gekommen zu sein, dass wir japanische Waldforscher strapazieren müssen, die uns dann erklären, dass das Gehen durch den Wald unserem Wohlbefinden zuträglich ist. Der Melzer war über 20 Jahre fixer Bestandteil einer Turngruppe gewesen, geleitet von bestens ausgebildeten PhysiotherapeutInnen, die mit den Patienten Übungen durchführten, die zwar keinen Namen hatten, aber für die Betroffenen sehr effektiv waren. Heute hießen diese Übungen zum Teil "Figuren" und hatten so seltsam klingende Namen wie "sich im Winde drehender Ameisenbär", "tanzender Flughund" oder "Brücke der ewigen Erkenntnis". Damals kannten etliche Menschen den Unterschied zwischen "Yoga" und "Joghurt" noch gar nicht, heute kann man an jeder Straßenecke einen exklusiven Kurs buchen und sein Outfit an die jeweilige Gegebenheit anpassen.
Liebe Leute, geht einfach in den Wald, der ist überall dort, wo sich Bäume in größerer Anzahl finden! Es ist sehr schön im Wald und nicht unbedingt notwendig, auf den Cobenzl zu fahren um dort die Ausbildung zum Waldbaden-Trainer zu machen. JA, auch sowas gibt es in unserer heutigen Welt!!
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