
1. Sprache, 2. Zeit., 3. Auggie Wren.
Gleich zu Beginn eine Warnung: Dieser Eintrag wird etwas länger ausfallen und könnte Ihre Gesundheit gefährden. Am Ende dieses Eintrags finden sich dann noch zwei
ziemlich schrullige Videoeinspielungen, also durchhalten!!
1. Sprache, einem alten Gemeindebaukind wie dem Melzer konnte man ganz einfach nicht beibringen, dass es da hieß "wir sehen einander" und nicht "wia segn & hean uns", wie es anlässlich einer Verabschiedung so gerne aus dem Melzer herausquoll. Dem lieben H., als Germanist der alten Schule, tat dies sicherlich stets ein wenig weh, aber er war so tolerant es nicht zu erwähnen. Dank dafür!
2. Zeit, da werden jetzt speziell alle Erwerbstätigen die Äuglein verdrehen, aber ja, auch unter den Privaten und Ehrenamtlichen kam es manchmal zu einem zeitlichen Stau, der dann in Folge ganz einfach Prioritäten verlangte. Im konkreten Fall bedeutete dies, dass der Melzer schon längst wieder die Adria verlassen hatte, und dieser Eintrag erst mit gehöriger Verspätung online ging. Leid auf hohem Niveau!
3. Wer war eigentlich Auggie Wren? Einer der Hauptdarsteller im wunderbaren Film SMOKE von Wayne WANG, nach einer Vorlage von Paul AUSTER. Und Auggie Wren wurde von Harvey KEITEL verkörpert. Mr. Wren fotografierte in diesem Film über Jahre (!), stets zur gleichen Zeit, in einem Stadtteil von Brooklyn ein und dieselbe Stelle. Egal, ob die Sonne schien oder es regnete, egal, ob Sommer oder Winter, egal, ob ihm gerade wer vor die Linse lief, oder nicht!
Und diese Idee griff die alte Schrulle Melzer auf, um die Woche an der Adria dafür zu nutzen, das Meer von einem möglichst identen Punkt aus täglich mehrmals zu fotografieren. Egal, ob die Sonne....
Ach ja, der Melzer musste sich kurz professionell erregen, zwei Nichtigkeiten, die möchte er jetzt ganz einfach noch loswerden, damit sie ihm nicht ein Löchlein in die Magenwand brannten.
a) Wenn die Menschheit u.a. auch erkennen würde, dass es nicht unbedingt notwendig ist, aus modischen Gründen Hosen zu kaufen, die bereits durch die Hersteller unter widrigsten Bedingungen für die ArbeiterInnen wieder zerstört werden, täte dies schon einmal zu einer nachdenklicheren Welt führen. Würden die Betroffenen ihre sündteuren Leasingautos freiwillig zerkratzen, nur weil ein dahergelaufener Vollpfosten plötzlich in die Welt hinausposaunt, dies wäre jetzt der letzte Schrei??
b) Nestlé & Kaffee, zwei Themen am jeweils entgegengesetzten Ende einer Reizskala. Zugegeben, der Siegeszug des Kapselkaffees ließ sich nicht stoppen, und ebenfalls zugegeben, er schmeckte gar nicht einmal so schlecht. ABER WARUM (sollte quasi ein Schrei sein...) musste ausgerechnet in Italien, dem Paradies für jeden Kaffeetrinker, diese UNmarke auch noch Erfolg haben. Leute, da unten gibt es hochqualitative Röstereien wie Sand am Meer, da gibt es eine Kaffeekultur, die weltweit ihresgleichen sucht, also bitte!!! Oida, ois nur ned Nestlé!!
So, damit hatte sich die Magenschleimhaut wieder beruhigt, die - schemenhaft sichtbaren - Liliputhauserln auf dem Bild unterhalb waren übrigens die Hotelreihen am Strand von Lignano, durch die eher kalte, klare Luft herrschte ziemlich gute Sicht.

Der späte März hatte sich mit uns ja ganz schön was erlaubt. Statt Märzenbecher blühten die Eisblumen, vor den ersten geöffneten Eissalons kam so manche Schneeschaufel zum Einsatz. So ging auch Melzers Fluchtgedanke nicht ganz auf, die nördliche Adria präsentierte sich um gut 10 Grad kühler, also man es um diese Jahreszeit gewohnt war. Also weniger Strandcafé, dafür mehr Ausflüge. Venedig, Triest, Udine, Redipuglia & Sistiana standen auf dem Programm, aber natürlich wurde dazwischen auch ausreichend Grado durchwühlt. Denn speziell um dieses Jahreszeit war es stets sehr schön, den Ort wieder erwachen zu sehen, an allen Ecken und Enden wurde noch für den Saisonstart gearbeitet, gestrichen & geputzt.

In Venedig stand dieses Mal neben dem Ghetto der Stadtteil südlich des Arsenals auf dem Programm, mit Riva dei Partigiani & Giardini della Biennale, eine wohltuende Abwechslung zu den Menschenströmen im Zentrum. Wäre der Melzer Venezianer, dort unten würde er gerne wohnen.
Noch dazu wo sich auch in der Via Garibaldi eine Zweigstelle der kleinen, venezianischen Kette "Majer" fand, mit diesen exzellenten Mürbteigtörtchen, wahlweise gefüllt mit Zitronencreme, Früchten mit Ricottacreme oder die Hardcore-Variante mit Nougatcreme und ganzen Nüssen.
In Triest hingegen ging es eher den Berg hinauf, die alte Oberstadt mit Duomo, Castello und diesen verdammt engen und steilen Gasserln wurde besucht, wobei man sich an manchen Ecken auch durchaus in Genua wähnen konnte. Was der MAJER für Venedig, ist der EPPINGER für Triest, man sehe sich nur die Leckereien auf der Webseite an.

Und schließlich Udine, die elegante alte Dame des Nordens mit ihren Arkadengängen, Jugendstilhäusern und immer noch fein gekleideten Menschen. Die mit den zerrissenen Hosen lassen wir eher außer Acht! In Udine lief dem Melzer, sehr zum Leidwesen seiner (mit ihm) ohnehin geplagten Ehefrau, eine Gans namens Francesca über den Weg, die natürlich in Wien Asyl fand und seid ihrer Ankunft neugierig das neue Heim erkundet. Mit dem Hausschaf Pepi versteht sie sich übrigens prächtig.


Redipuglia - die größte militärische Gedenkstätte Italiens und Mahnmal des sinnlosen Sterbens.
Die Größe und Gesamtausdehnung der Gedenkstätte können die Aufnahmen nur bedingt wiedergeben, über 100.000 Soldaten des Ersten Weltkrieges haben auf dem Hügel des Monte Sei Busi ihre letzte Ruhestätte gefunden.
Aufgeschlossenen Geistern dient die imposante Anlage als Mahnmal für all die Schrecklichkeiten eines zumeist sinnlosen Krieges. Zugleich steht sie als Beispiel für die Vereinnahmung durch das faschistische Regime. 1938 als Kultstätte eingeweiht, standen plötzlich nicht mehr das "einfache Gedenken" und der Schmerz im Vordergrund, sondern Begriffe wie "Sieg, Ruhm & Ehre". Damit war die Anlage auch kein Ort der Andacht mehr, sondern eine Art "Heiligtum", in der der ehrenvolle Tod für das Vaterland verherrlicht werden konnte.
Als Abschluss noch eine Besichtigung der eher absonderlich anmutenden Art. Der kleine, eher beschauliche Ort Sistiana, zwischen Duino und Triest gelegen, blickt auf eine Vergangenheit bis in die Zeit der Römer zurück, um danach irgendwann sanft zu entschlummern. Ein wenig Fremdenverkehr, eine nette kleine Bucht mit Badestrand und einigen Segelbooten, ein paar einfache Lokale und Hotels, mehr war da nicht. Bis eine findige Investorengruppe auf die Idee kam, aus der Nebenbucht, während des Zweiten Weltkrieges Sitz des Kleinkampfverbandes 411 der deutschen Kriegsmarine, eine Feriensiedlung der besonderen Art zu machen. Retorte pur! Wo noch vor wenigen Jahren Vögel brüteten und einige Pflänzchen ihr kärgliches Dasein fristeten, wähnt man sich heute in einem beschaulichen wirkenden Feriendörfchen mit Überwachungskameras, Security und einer tief in den Felsen eingearbeiteten Tiefgarage. Ein Reichenghetto für Anwälte und Zahnärzte von Wien bis Laibach, teils zur Selbstnutzung, teils als Investment für die zukünftige Brut. Im Ort selbst lässt sich davon noch nicht viel merken, im benachbarten Duino hat im kleinen Hafen auf dem Parkplatz vor den beiden Restaurants die Range Rover-Dichte bereits dramatisch zugenommen. Möge der Rilkeweg von allen Strömungen verschont bleiben!!

Noch einmal retour nach Grado. Wenn das Stammhaus geschlossen hat, wird ausgewichen. Und so wurde eine sehr angenehme Woche in der Villa Marin verbracht, umsorgt von einer nahezu fürsorglichen Betreiberfamilie. Feines Frühstück, sehr gute Küche im neu hinzugekommenen Restaurant "Alla Diga", jeweils mit herrlichem Blick über das Meer. Ein Dank für die schöne Woche!
Wie schön man den Blick über die Adria von der Villa Marin aus schweifen lassen konnte, siehe hier, dem "patscherten" Melzer sei bitte verziehen, dass er sein Mobiltelefon nicht ohne Gerumpel schweifen lassen konnte:
Es ging aber noch ein wenig schrulliger, noch ein kleines, naives, qualitativ nicht so hochwertiges Filmchen, wurde halt ebenfalls nur mit dem Mobiltelefon erstellt. Zeigt nicht nur des Melzers ewige Liebe zur Musik von Harlquin's Glance, sondern auch die Einfahrt in den Ort (aus Monfalcone kommend):
PS: Nach wie vor war der Melzer der Meinung, dass man Produkte des Nestlé-Konzerns nicht kaufen sollte!
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