Ich lerne es täglich, lerne es unter Schmerzen, denen ich dankbar bin:
Geduld ist alles!
Rainer Maria Rilke
Liebte der Wiener das Meer, dann war er eine arme Sau! 550 Kilometer lagen zwischen ihm und seiner Sehnsucht. Einer Sehnsucht, die der Melzer mit etlichen Leidensgenossen teilte, die auch nicht neu war, der Reisende aus dem Norden, wie auch schon im letzten Eintrag erwähnt, suchte, durch ein Zuviel an Nebel, Kälte und Winter, stets das Licht des Südens, die Sonne, die mediterrane Vegetation, das Licht! Und wie der Melzer am Beispiel GRADO/Aquileia in den letzten Jahren ja schon recht kompetent in Erfahrung bringen konnte, mussten es nicht gleich tausende Kilometer sein, die zum kleinen Glück führten, es reichten die o.a. 550, um in diese Wunschwelt eintauchen zu dürfen. Mitunter ein Grund dafür, warum der Wiener an sich ein bisserl auf die Steirer und Kärntner neidig war, denn die erreichten diesen Glückszustand im besten Fall schon nach ein bis zwei Fahrstunden.
Auf den Spuren des hochgeschätzten, doch leider viel zu früh verstorbenen Günther Schatzdorfer, hatte der Melzer in den letzten Jahren begonnen, die nördliche Adria und ihr Umland gründlich abzusuchen. Dieses Mal Triest und Duino, schon öfters besucht, jedoch noch nie so richtig unter die Lupe genommen. Also suchte sich der Melzer bewusst in Duino ein Quartier, da Schatzdorfer in einem seiner Bücher die "Duinati" so beschrieben hatte:
"Die Duinati sehen im Tourismus keine sinnvolle Lebensgrundlage. Er scheint ihnen bloß Quelle nicht enden wollender Mühsal zu sein." ("Die Geister von Duino" - Günther Schatzdorfer) Dabei war der kleine beschauliche Ort an der nördlichen Adria für den Tourismus gleich mehrmals von Bedeutung. Als Ausgangspunkt für eine der schönsten Küstenstraße Europas, die nach Triest führte, ebenso als Ausgangspunkt für einen der schönsten Küstenwanderwege, des "Sentiero Rilke" und über allem thronte das Castello der Familie Thurn & Taxis, die ebendort ein bedeutendes humanistisches und kulturelles Zentrum geschaffen hatten, u.a. wurde auch das United World College of the Adriatic beherbergt.
Im Schloss, ganz oben zu sehen in einer alten Ansicht von Ludwig Rubelli von Sturmfest (1883), verbrachte der Dichterfürst Rilke einige Zeit, um seine "Duineser Elegien" zu beginnen. Von ihm leitet sich auch der Name des wunderschönen Wanderweges ab, den er damals zur Inspiration nutzte. Rilke ist im Schloss sowie im gesamten Ort allgegenwärtig, wobei sich die Einheimischen, wie von Schatzdorfer richtig beschrieben, nicht im Geringsten deppert machen lassen. Dennoch lohnt der Besuch des Schlosses ebenso wie ein ausgedehnter Spaziergang entlang der Triestiner Riviera, gerade während dieser Jahreszeit spielt die Natur nahezu verrückt, es duftet nach Ginster, Myrthe, Holunder und Wildkräutern, vermischt mit einer sanften Brise, die vom Meer herauf weht, dazu der Blick über den Golf von Triest, ein berauschendes Erlebnis!
Der Melzer, eigentlich ja kein Freund von Schleichwerbung, er hatte auch nix davon, aber! Wenn wer von den Lesenden jemals vorhaben sollte, ein paar ruhige Tag in Duino zu verbringen, um die Stadt Triest, den Karst, Miramare oder die Weingegend des Collio zu besuchen, dann bietet sich als ideales Quartier die Pension Villa Borgo Duino an! Eine schnuckelige kleine Frühstückspension mit 5 Zimmern, in totaler Ruhelage, man ist dem Meer ganz nahe, kann sich zu Fuß in Richtung Wanderweg oder Schloss aufmachen, die Leute sind lieb, also dort hatte der Schatzdorfer eindeutig geirrt!
Auf dem Programm stand noch Triest selbst, das Schloss Miramare sowie ein Ausflug nach Muggia, letztes Dörflein vor der slowenischen Grenze. Doch bleiben wir Rilke noch ein wenig treu:
Wir haben keinen Grund, gegen unsere Welt Misstrauen zu haben, denn sie ist nicht gegen uns.
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Walter Wratschko (Montag, 24 Mai 2021 16:18)
Ein Wiedersehen mit Günther Schatzdorfer wird es nächstes Jahr im "Museum am Bach" geben. Weitere Infos jederzeit gerne bei mir. ww@c3p.at