Gut, wieder hier zu sein - BERLIN im Herbst 2016.

Mit Berlin verbanden den Melzer durchaus schöne Erlebnisse. Tom Waits hatte er im Theater des Westens gesehen & gehört, die Berliner Philharmoniker in der Waldbühne, Glen Hansard im Friedrichstadt-Palast, und die Stadt an sich mag er sowieso. Also wieder einmal Zeit, dass einer, der nicht gerne wegfuhr, aber gerne ankam, seine Aufwartung zu machen hatte. Für einen Wiener ohnehin ein leichtes Unterfangen, denn die Bevölkerung beider Städte verband der selbe "Poscher". Die waren sich ja sowas von ähnlich...

 

 

 

 "Bahnhof Zoo, mein Zug fährt ein, ich steig aus, gut wieder hier zu sein..." (Ideal, 1981)

 

Zu Beginn kam es ein wenig anders als gedacht, kein Treffen mit den Berlinern, weil erkrankt. Also den frühen Tag gleich einmal genutzt, um nach Potsdam zu fahren. Die Schlösser und den Park kannte der Melzer zur Genüge, ein Besuch der Altstadt rund um das "Holländerviertel" war jedoch stets einen Besuch wert. Ziemlich lässige Gegend, liebe Lokale, alte Läden, jede Menge Antiquariate, schöne Hinterhöfe.

Mit der S7 retour bis Savignyplatz, seit gut 20 Jahren des Melzers absolutes Lieblingsviertel, leider mittlerweile ziemlich teuer (UNerschwinglich) geworden. Aber ein "Cafe TREU" oder ein "Zillemarkt", dieses schräge Pseudolokal, werden immer, solange es sie geben möge, einen Platz in Melzers Herzen genießen.

 

Crown Plaza / Nürnberger Straße

 

Der Melzer, ein Alien! Untergebracht in diesem sehr zentral gelegenen Hotel, fühlte er sich UMzingelt von Menschen BEIDERlei Geschlechts, stets sehr (leichter Zweifel) gut gekleidet, stets sehr umtriebig, stets mit zahlreichen elektronischen "Helferlein" unter dem Arm. Unterscheiden konnte man sie ALLE an den unterschiedlich bunten Karabinerbändchen, um den Hals getragen, denn Hand war ja bekanntlich keine mehr frei.

U1 Wittenbergplatz, eine Zeitreise in das Berlin vor dem schrecklichen Krieg. Architektur der Station, das scheinbare Alter der Zuggarnituren, der Charme der Kioske, einmalig, wie überhaupt die Fahrt mit der U1 bis zur Station "Warschauer Straße". Die "Karl-Marx-Allee", eines der diesjährigen Ziele vom Melzer, in der Vergangenheit schon öfter mit dem Auto durchfahren, aber noch nie in Ruhe zu Fuß erkundet!

 

Besuch der "Arbeiterpaläste" - die strenge, symmetrische Architektur, entstanden nach den schweren Kriegsschäden zwischen 1950 - 1969, nach der Ernüchterung der "Stalin-Ära" umbenannt in "Karl-Marx-Allee", gefiel dem Melzer natürlich auch deshalb, weil er ja selbst so ein Pedant war! Ohne jegliche politische Ambition! Stets hatte bei ihm ALLES ordentlich organisiert zu sein, die Strenge der Anordnung, das Monumentale, die vollständige Verfliesung der Fassaden, Häuser, wie für die Ewigkeit erschaffen.

Noch gut zu Fuß, ging es natürlich über Alexanderplatz, Nikolaiviertel, die Hackeschen Höfe, Unter den Linden wieder retour in Richtung Tiergarten. Leider unvermeidbar, ab "Alex" herrschte, wie in vielen Metropolen Europas der "touristische Wahnsinn". Spürbar in den Hackeschen Höfen, wie auch auf der Museumsinsel, da wurden die zähmbaren Massen nur mehr durchgeschoben, mehr Individualität ging da nicht mehr.

 

Gutes Beispiel für diesen Wahnsinn, aber auch geniale Marketingidee, die mittlerweile ausufernde Vermarktung der sogenannten "Ampelmännchen", ein "Überbleibsel" aus alten DDR-Zeiten. In den letzten Jahren erfolgte eine komplette Vermarktungsindustrie, von Textilien bis kitschige Geschenkartikel alles umfassend, was das touristische Herz ganz einfach verlangte. Ein Paradebeispiel für ALLE, die Marketing & Verkaufsförderung erlernen möchten!

Tempelhof / Kreuzberg

 

Die wahre Größe des Flugfelds Tempelhof inkl. Gebäudekomplex (übrigens noch immer einer der weltweit größten, zusammenhängenden Architekturkomplexe) zu erfassen, war man erst imstande, wenn man das gesamte Gelände zu Fuß umrundete. Riesig!! Und noch immer flößt einem die strenge Architektur des damals aufkommenden NS-Regimes ein wenig Angst ein! Bildlich ein vergebener Versuch dies einzufangen, dennoch versucht:

War man schon in Tempelhof, schaute man natürlich auch in Kreuzberg vorbei. In den Siebzigern Zentrum der Hausbesetzerszene, heute mietmäßig unleistbares HIPPSTERviertel. Ein paar "nette" Lokale mag es noch geben, ansonst nur mehr touristischer Kitsch. Die überteuerten Umhängetaschen, egal aus welchem Material, konnte man ebenso in Wien kaufen.

 

Stets lohnend jedoch ein Besuch der Kreuzberger Marheineke Markthalle, eine der appetitlichsten

Markthallen ever, ein wenig Hunger lohnte in der Gastrozeile immer, der diesjährige CURRYWURST-Test fiel eindeutig zugunsten der Markthalle aus, da konnten "Potsdams beste Currywurst" und der angeblich beste Stand auf dem Ku'Damm wahrlich nicht mithalten.

Liebe Eltern, erzieht Eure Kinder bitte so, dass die Gedenkstätte nicht als idealer Platz für ein Versteckspiel und Herumgeturne missbraucht wird. Liebe Taschendiebe, dies gilt auch für Euch, an solch' einer Stätte sollte ein letzter Funke Anstand bewahrt werden. Der Melzer hatte die fremde Hand schon in seiner Jackentasche, darin, zum Pech des potentiellen Räubers, leider nur ein angeschneuztes Tatü!

Die zynische Ambivalenz - es hätte noch ein PS und sogar ein PPS gegeben, der Melzer möchte es jedoch beim PS belassen, so schön gestaltete sich der Abend trotz widriger Umstände:

 

Man schlich noch einmal durch das geliebte Mommsenviertel, vorbei am Savoy und der "Bar du Paris", um gleich hinter dem Savignyplatz fündig zu werden. Das Restaurant/Salumeria/Enoteca "Bertolini" in der Grolmanstraße 22 war der ideale Ort dieses letzten Abends. Gemischte Antipasti, Ravioli Burro e Salvia, Tagliatelle ai Funghi Porcini, dazu ein erstmalig getrunkener Weißer (Sauvignon/Malvasia) des Hauses aus Apulien bildeten die Rahmenbedingungen für einen letzten, würdigen Abend. Womit sich der Melzer schon wieder auf Grado freute, vielleicht ein wenig schwierig zu verstehen, wie halt einmal diese komplexe Adriamuschel gebaut war...

 

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